Über uns

Malte

Malte, Baujahr 2019, 600 cm lang, 330 cm hoch, 200 cm breit, auf einem Peugeot-Fahrwerk mit 160 PS, von anderen als „Weinsberg DKG 600“ bezeichnet.

Moggel

Moggel, Baujahr November 2016, 112 cm hoch, 22,7 kg schwer, ein äußerst originelles und pflegeleichtes Kind, das für vieles zu begeistern ist: Stöcke, Steine, Wasser, Feuer, Kabel, Rohre, Leitungen, Fahrzeuge, Baustellen, Maschinen, Lego, Nudeln, Eis ... und ... und ... und ....

 

Mindestens 160 PS, die er zwar nicht häufig lautstark aufdreht, aber in einem erstaunlichen Durchhaltevermögen bei vielen Outdooraktivitäten und Handwerkeleien immer wieder beweist.

Dr. Blutrich

Doktor Blutrich, Baujahr 2021 (erstmals erwähnt – vermutlich schon älter?), situativ unterschiedliches Gewicht, ebenso veränderbare Größe. Sehr eigensinnig – eben ein echter Schweinehund ... und zwar der meines Sohnes.

 

Mehr zur Ersterwähnung von Dr. Blutrich erfährst Du hier.

... und ich

Baujahr November 1975, 166 cm hoch, in allem deutlich zu schwer und die Reise startend mit gefühlten 10 PS. Ich bin müde geworden. Oder einfach nur älter. Mich beschäftigt die Frage, was ich eigentlich mit meiner vergangenen Lebenszeit Sinnvolles angestellt habe und ob ich hier und da nicht eine Kursänderung vornehmen sollte, um am Ende meiner Tage sagen zu können, dass gut war, wofür ich meine Energie verbraucht habe.

 

Die letzten 10 Jahre haben innerlich und äußerlich an mir genagt; ich brauche diese Reise, um die Dellen in meiner Karosserie und die Fehlschaltungen in meiner Elektrik zu reparieren. Soweit das geht.

 

Und natürlich möchte ich auch einfach meinen Moggel begleiten in den so wundervollen Jahren unter 10.

Oder wann fing der Ernst des Lebens an?

VORBEREITUNGEN AUF UNSERE REISE

MALTE

Unser Gefährt auf die Reise vorzubereiten war eine Herausforderung. Als ehemaliges Mietwohnmobil nur sehr spartanisch eingerichtet, mussten wir einiges nachrüsten: eine Solaranlage auf dem Dach, ein Navigationsgerät mit Rückfahrkamera, Schubladen in den Schränken, ein Ordnungssystem in der Heckgarage, eine unabhängige Stromquelle in Form eines Generators und nicht zuletzt eine Waschmaschine - man kann ja nie wissen.

 

Selbstredend wollte ich dann noch ein Interieur, in dem ich zufrieden 12 Monate leben kann, ohne Augen-, Nasen- oder Ohrenschmerzen zu bekommen. Zum Glück kann ich nähen und habe im Lauf meiner Träumereien von einer derartigen Reise ausreichend Ideen für die Einrichtung gesammelt - es geht einfach nichts über Ikea- und Hornbach-Hacks.

 

Nach reichlicher Verzögerung bei der Auslieferung des Wohnmobils an uns blieben mir für diese Arbeiten etwa 2 1/2 Monate. Ohne die Unterstützung von Tobias, Opa Hans und Felix Gust von der Wanner in Dusslingen (https://www.wanner-caravaning.de) wäre das nicht möglich gewesen. Vielen Dank dafür!

 

Als ich Tübingen verlassen habe, war der ursprüngliche Plan alles ausgiebig vor der Abfahrt getestet zu haben, natürlich immer noch bloße Theorie. Die Umsetzung des Planes habe ich angesichts der fehlenden Zeit einfach auf die Reise verschoben. „Learning by doing“ nennt man das wohl. Hier ein Dank an alle, die mir bislang meine dummen Fragen beantwortet haben: An erster Stelle der liebe Tassilo, der aufgrund seiner Wohn-Wohnmobilerfahrung immer meine erste Anlaufstelle war, dann Tobias, für die Hilfe bei allen elektrischen und den von mir typischen „also-ich-dachte-so-und-so-aber-wie-würdest-Du-das-machen"-Fragen, nicht zu vergessen natürlich Oma Hanne, die ich zum Gespräch mit Opa Hans täglich mehrmals ans Telefon geholt habe und Opa Hans selbst, der mein zuverlässigster Bau- und Bastelberater ist. Ganz besonders zu erwähnen ist aber nochmals Felix Gust mit seinem Team, das mit mir zusammen immer nach den für mich besten Lösungen gesucht hat und auch weiterhin suchen wird. Nicht zu vergessen auch der Dank im vorauseilenden Gehorsam an die mir unbekannten Menschen aus entsprechenden Foren im Internet, erfahrene Camper vor Ort und die verschiedensten Tankwarte in den Ländern, die wir besuchen werden. Und zu guter Letzt danke ich allen Freundinnen, die meine geistige Abwesenheit in dieser Zeit des Vorbereitens ausgehalten haben und während der Reise aushalten. Auch das ist eine wichtige Form der Unterstützung.

 

Immerhin hatte das gute Stück sehr schnell einen Namen. "Die Malte" war Moggels Vorschlag, dem ich nichts halbwegs so Originelles und politisch korrekt Gegendertes entgegensetzen konnte. Wenigstens einer in der Familie ist also auf der richtigen Seite der Welt und so blieb es dabei: "Die Malte"!

MOGGEL

Mit dem Moggel haben wir am Rande immer wieder über die Pläne eine große Reise zu machen gesprochen. Er war von Anfang an begeistert und wäre auch gleich losgezogen. Je näher die Abreise kam, umso häufiger sprach er auch von sich aus davon und machte Vorschläge für die Reiseziele: Italien sollte auf jeden Fall dabei sein. Und Portugal, das er von unserer Pilgerreise schon kannte. Und Thailand, wegen des schönen Strandes. Bis das zu Europa gehört, werden wir aber noch eine Weile fahren müssen.

 

Vom Kindergarten konnten wir den kleinen Mann ganz unkompliziert für ein Jahr abmelden. Dafür bin ich wirklich von Herzen dankbar. Und alles andere ist wegen des noch nicht so ausgeprägten Zeitgefühls und dem beneidenswerten absoluten Leben im Jetzt für einen Vierjährigen anscheinend nicht so wichtig. Wir kommen ja bald wieder.

 

"Bin ich dann schon fünf? Schenkst Du mir zum Geburtstag dann das Legopäckchen mit dem Polizeiauto? Und das von Lego-Technik. Und das ... "

DR. BLUTRICH

Doktor Blutrich war am einfachsten vorzubereiten. Oder auch: Doktor Blutrich erschwerte allen anderen das Vorbereiten. Denn „Doktor Blutrich“, so verkündet mir eines schönen Tages der Moggel, „ist mein innerer Schweinehund“. „Dann erkläre Doktor Blutrich doch bitte, dass ich jetzt arbeiten möchte. Sonst werde ich nicht fertig mit all meinen Sachen“ erwidere ich. Kopfschütteln erwartete mich: „Doktor Blutrich hört nicht auf Fremde!“.

 

Doktor Blutrich lebt also fortan bei uns und reist daher selbstverständlich auch mit. Leider mischte er sich regelmäßig in unsere Angelegenheiten. „Leider“, sage ich. Der Moggel sieht das ganz anders. Für allerlei Dinge konnte und kann er nichts: „Das war Doktor Blutrich!“. Soso...

 

Eigentlich finde ich, er hat damit einige Probleme ganz charmant – und anscheinend auch seiner Entwicklung entsprechend durch Projektion ins Außen – gelöst. Mich erinnert das an meine Masterarbeit, in der ich mich mit Paulus Verhältnis von Leib und Fleisch befasst habe: „... denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde.“ (Römer 7,18-20).

 

„Mama, hast Du auch einen inneren Schweinehund?“, kam irgendwann die Frage. „Natürlich“, die wahrheitsgemäße Antwort. „Und wie heißt der?“. Der erstbeste Name, der mir in dieser Situation einfiel, musste herhalten: „Helga!“ antwortete ich. Wieder erntete ich Kopfschütteln: „Helga? So ein alberner Name!“. Ja, ich weiß: Dein Schweinehund hat einen Doktortitel und meiner lediglich einen albernen Namen...

 

Helga wird wegen dieser Defizite in unserer Reisegruppe nicht gesondert aufgeführt. Und ich wollte sie ja sowieso zu Hause lassen -  also habe ich sie auch nicht wirklich vorbereitet!

... UND ICH

Ich habe mich innerlich seit Beginn der Ansparphase des Sabbatjahrs im Jahr 2014 vorbereitet. Irgendwie zumindest. Mit dem Träumen davon, was ich in und mit dieser Zeit machen werde. Mit dem Schwärmen von Fahrzeugen und Reiserouten. Mit der Überzeugungsarbeit in meinem Umfeld, dass das eine wirklich, wirklich coole Sache ist...

 

Trotzdem habe ich das Sabbatjahr so lange vor mir hergeschoben bis kein weiteres Schieben möglich war. Und dann kam Corona. Der Todesstoß für alle Reiseträume. Aus Plan A wurde Plan B, Plan C, D und jetzt eben E. E wie Europa. Auch gut.

 

So richtig ernst wurde die Sache Ende des Jahres 2020, als ich anfing, nach einem Fahrzeug zu suchen und eine grobe Reiseroute festzulegen. Im Januar 2021 schrieb ich einen Teil unserer Wohnung zur Zwischenmiete aus und dann gab es kein Zurück mehr. Zumindest nicht in diesen Teil unseres alten Lebens. Als ich im Februar im Kindergarten von unseren Plänen berichtet und im März Malte dazu kam war klar, dass wir nun einfach starten müssen. Im April und Mai war ich damit beschäftigt, die zwischenvermietete Wohnung zu räumen, Malte auf Vordermann zu bringen und meine Arbeit an meine Kolleginnen zu übergeben. Und wie es im Juni weiterging, könnt ihr ja an anderer Stelle lesen.

 

Neben dem Erstellen einer groben Reiseroute und eines ebenso groben Zeitplans, zählte auch das Zusammenstellen einer Liste mit Dingen, die ich in diesen 12 Monaten erleben und tun will, zu meinen Vorbereitungen:

  • Mich um meine Gesundheit kümmern mit schwimmen, radfahren, dehnen und Faszientraining
  • Auf gesunde, möglichst zuckerfreie Ernährung achten
  • Ukulele spielen lernen
  • Echte Bücher ohne wochenlange Unterbrechung lesen
  • Englisch-, Spanisch- und Französisch-Kenntnisse wiederholen und vertiefen
  • Nähen, nähen und nochmal nähen
  • Photoalben der letzten 4 Jahre erstellen (welche Mutter kennt diesen Punkt der To-Do-Liste nicht?)
  • ...

Mit dem Moggel:

  • Möglichst viel Zeit im Freien verbringen
  • Mindestens einen seiner Wünsche bezüglich der Tagesgestaltung pro Tag erfüllen
  • Malen und Basteln
  • Täglich lesen
  • Kochen
  • Gewaltfrei kommunizieren

LEBEN NACH DEM GROSSEN ABENTEUER

 

Das Leben nach dem großen Abenteuer - und ich schreibe hier nach unserer dritten Auszeit - nicht mehr so, wie es vorher war:

 

Ich will mit Malte beginnen, da sie die offensichtlichsten Veränderungen mitgemacht hat:

22 Länder Europas durfte sie durchqueren, über 50.000 km war sie unsere treue Begleiterin.

Nur zwei Mal gab es kein Weiterkommen, da die Strecke zu steil oder nicht ausreichend befestigt war und ebenfalls nur zwei - andere -Male mussten wir sie aus dem Graben ziehen lassen. 

Ihre Reifen wurden gewechselt, die Außenspiegel erneuert, das eingeschlagene Fenster ersetzt, jede Menge Scharniere und Schrauben angezogen oder ausgetauscht... Malte hat alles brav mitgemacht und die vielen, kleinen Blessuren immer mit Würde ertragen. 

 

Erst beim letzten Reiseabschnitt war es dann genug:

Der einem Weltuntergang ähnelnde Hagelsturm in Mailand im Juni 2023 hat sie alle Dachfenster, ein Seitenfenster, die Frontscheibe, den linken Außenspiegel, die Fahrertüre, die Motorhaube, beide Solarpanele und die ganze linke Seite gekostet. Von den beschädigten Plastikteilen fange ich gar nicht erst an... Einen Moment lang dachten wir, das sei es nun gewesen mit unserer lieben Malte!

 

Aber Pustekuchen! Da sich der Schaden "nur" auf rund 23.000 Euro belief und sie natürlich unsagbar mehr wert ist, weilt sie weiter unter uns. Was für ein Glück!

 

Nach monatelangem Klinikaufenthalt bei "MyCaravaning" in Herrenberg sieht man ihr auch fast nichts mehr davon an. 

"Fast", denn wegen möglicherweise entstehenden Dichtigkeitsproblemen haben wir die beschädigte Seitenwand nicht austauschen lassen und die ist von oben bis unten mit großen Dellen übersäht...

 

Ein entsetztes "Wurdest Du angeschossen?" war die originellste Deutung der Beulen. 

Auf jeden Fall können wir mit diesem Aufhänger immer von unseren wilden Abenteuern berichten. Auch nicht schlecht!

 

Der Moggel und Doktor Blutrich

 

Und ich