· 

TEIL III: 9. WOCHE – GRIECHENLAND: GRIECHISCHES SEIN

17. - 23.06.2023

FElsenlandschaft...

Unschlüssig ob des Programms starten wir in den neuen Tag: Sollen wir eine Wanderung zu einem der Klöster machen? Haben wir Lust einen im Internet angepriesenen Klettersteig auszuprobieren? Möchten wir lieber auf dem Campingplatz bleiben und in den Pool hüpfen? Oder fahren wir einfach weiter?

 

Wir rätseln während des Frühstücks wonach uns ist und entscheiden uns für eine weitere Variante, nämlich einen Spaziergang durch die Felsenlandschaft. Sollten wir dabei den Klettersteig finden, können wir ja unverbindlich schauen, ob wir ihn machen möchten oder nicht...

 

Leider ist unser Vorhaben gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen, wie wir dachten: Es ist ziemlich schwierig für mich ohne jegliche Beschreibung einen Zugang zu den Felsen zu finden. Als es mir endlich gelingt, führt uns der Weg steil zum "Fingerfelsen" - so haben wir ihn getauft - hinauf und endet dann etwa 100 Meter später in nicht überwindbarem Gebüsch. Von einem Klettersteig ist weit und breit nichts zu sehen!

Wir drehen also um und beschließen Richtung Küste zu fahren. Vielleicht haben wir dort auch endlich konstant trockeneres Wetter?

 

Auf der Fahrt streifen wir nochmals Anatoli, wo wir tanken und einkaufen. Ich hege dabei die heimliche Hoffnung auf dem dortigen Sportplatz eine weitere Lauf-Session einlegen zu können. Wenn wir schon mal da sind...

Rucke di gu, rucke di gu, verlorener Schuh...

Als wir auf beim Supermarkt aussteigen, fehlt dem Moggelmann ein Schuh. Er sucht verzweifelt und wird dennoch nicht fündig. 

 

Ich bin genervt: Warum kann dieses Kind seine Sachen nicht beisammenhalten? Wie verliert man denn einen Schuh? Wir haben doch kein einziges Mal angehalten – hat er ihn etwa beim Einsteigen schon nicht eingepackt? 

 

Ich bin drauf und dran den anderen Schuh zum Fenster rauszuwerfen, als reumütig Tränen fließen und das Kind auf meinen Schoß gekrabbelt kommt...

 

Da kann ich natürlich nicht anders, als sofort einzulenken und zu versprechen, gemeinsam eine Lösung zu suchen, so dass die Freude wieder einkehren kann. Ein Keks besiegelt den Deal, dass wir uns immer gegenseitig helfen werden!

Gemeinsam rekapitulieren wir dann: 

Wo sind wir eingestiegen – waren die Schuhe da noch an den Füßchen? 

Das Fenster war lange Zeit offen – ist der Schuh vielleicht irgendwie??? Nein, ganz sicher nicht!

Haben wir angehalten und sind ausgestiegen – nein, auch das nicht. Das Moggelchen hat seinen Sitzplatz nicht verlassen! 

Aber – fällt uns ein – an der Tankstelle hat das Kind ganz kurz die Türe geöffnet. 

Das muss der entscheidende Moment gewesen sein!

 

Ich rufe bei der Tankstelle an. „Nein, keiner hat einen blauen Kinderhalbschuh von Engelbert Strauss gefunden!“ ist die Auskunft. 

Mist!

Dann fahren wir eben zurück und schauen selbst! 

Es kann nicht anders sein – der Schuh ist da herausgefallen!

 

Als wir den Platz absuchen und den Tankwart nach einem verlorenen Schuh befragen, bestätigt sich unsere Vermutung. Er wurde gefunden und sofort entsorgt – die Dame am Telefon hat sich nur nicht die Mühe gemacht das ganze Personal danach zu fragen. 

Freundlicherweise fischt eben dieser Tankwart unseren Schuh auch wieder aus dem Müll heraus. 

Das ist uns ein gutes Trinkgeld wert, denn was macht man mit einem einzelnen Schuh? Er ist zu nichts mehr nütze!

Am ambrakischen Golf...

Nach dieser Aufregung erlaube ich mir 8 km zu joggen. Das habe ich mir verdient!

 

Dann fahren wir weiter. 

Ich möchte mit dem Moggel an den ambrakischen Golf, auch wenn ich bis zu meinem Sportprogramm noch nicht mal wußte, dass es einen selbigen gibt. 

Was Tante Google nicht alles kennt und weitersagt...

 

Gefühlt geht es die ganze Strecke abwärts. Endlich mal ein Tagesordnungspunkt, der Spaß macht und gelingt.

 

Die letzten Kilometer fahren wir durch Orangenhaine und Schilf. Rechts und links der Straße nur noch Wasser und Naturschutzgebiet. Das gefällt mir!

Als wir Flamingos sehen, bin ich restlos überzeugt: Der ambrakische Golf ist eine Reise wert!

 

An einer kleinen Anlegestelle können wir halten. Vom Geräusch des tropfenden Regens auf unserem Dach und den Blicken einheimischen Anglern begleitet schlafen wir ein.

Ich träume wild: Mit Tobias Mercedes fahre ich von zu Hause aus zu einer Stadt, in der ich eine frühere Spielkameradin aus der Hindenburgstraße treffe. 

Wir haben Dinge für die Kinder auszutauschen. 

Auf dem Rückweg dann ist die vorher problemlos befahrbare Straße völlig zerstört. Große, tiefe Schlaglöcher und Erdspalten machen das Fahren unmöglich. Ich kann nicht zurück! 

Aber mein Kind ist doch nicht bei mir – ich MUSS zurück!!!

Plötzlich wandelt sich mein Gefährt in ein Motorrad. Ich balanciere damit auf 10 cm breiten Asphaltstreifen und springe über tiefe Risse; voller Angst und mit gefühlt geschlossenen Augen... 

Es ist das pure Glück, denn mit Verstand oder gar Können hat das nichts zu tun...

Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber wohlbehalten komme ich zu Hause an und kann dem Moggelchen bringen, was ich für ihn erhalten habe. 

 

Puh, was für ein Traum!

Klar ist auf jeden Fall: Der Weg zurück nach Hause ist der Wahnsinn! Es gibt nur einen Grund dorthin zu gehen...

Schubi - unsere Schildkröte...

Der Ausblick auf das Meer beruhigt mein aufgewühltes Gemüt. Das Wasser ist so ruhig, dass ich kaum glauben kann, dass wir am Meer und nicht an einem stehenden Gewässer sind. 

Plötzlich sehe ich einen Kopf und höre in leises Schnauben. Taucht da jemand?

 

Als ich genauer hinsehe, kann ich es kaum fassen: Eine riesige Meeresschildkröte schwimmt direkt vor uns herum. Sie ist bestimmt über 1 m lang und hat einen ungefähr Handball-großen Kopf. 

Aufgeregt zeige ich das Prachtexemplar dem Kind und wir beschließen, diesem Tier so bald als möglich mit dem Stand Up Paddelboard zu folgen.

 

Bis wir im Wasser sind vergeht rund eine halbe Stunde Zeit, aber Schubi – wie Moggelmann die Schildkröte getauft hat – ist noch da. Immer wieder taucht sie vor uns auf und schnappt nach Luft. Manchmal dauert es nur kurz, dann wieder ewig lang, bis sie sich zeigt.

Nach einer Weile verschwindet sie ganz und wir beschließen etwas die Gegen zu erkunden und nach weiteren Tieren Ausschau zu halten. Bei unserer Paddle-Tour entdecken wir Fische, Seeigel, Lachmöwen, Kormorane und schwimmenden Griechinnen mit Hut. 

 

Irgendwann treibt uns der Hunger zurück zu Malte. Da heute Sonntag ist, gibt es mal wieder Milchreis mit Kirschen, Zimt und Zucker. 

Den Nachmittag über hängen wir ein bisschen in den Seilen. Während ich aufräume und spüle, beobachtet das Moggelchen Boote und Angler. Dann baut er sich mit Kissen eine Höhle vor der Heckgarage, die wir zum Lesen nutzen möchten. 

 

Wir haben gerade mit den ersten Seiten angefangen, als draußen Wind und Wellengang hörbar zunehmen. Neugierig schauen wir nach, was da passiert und entdecken beide: Schubi ist zurück. Da muss das Buch wohl warten...

 

Fast 2 Stunden lang beobachten und filmen wir unsere neue Freundin. Alle werden informiert: Papa, Oma und Opa, Onkel Sammy und die Hamburger, Onkel Hans, die Kindergartenkinder und Christoph. Was für ein wunderschönes Tier sie ist!

 

Dann lesen wir aber doch noch unser Buch, machen uns einen leckeren griechischen Salat zum Abendessen und gehen irgendwann ins Bett.

Echte Vögel...

Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen, Pelikane, Flamingos und Delfine zu sehen. Gegen 9.00 Uhr ziehen wir los und fahren über die Dammstraße nach Koronisia. 

 

Schon nach wenigen Metern sehen wir die ersten Pelikane, die sich Schwänen gleich auf dem Wasser treiben lassen. Leider sind die Vögel sehr scheu und fliegen beim kleinsten Geräusch davon. 

Fotografieren ist also nicht wirklich möglich, aber immerhin haben wir unser erstes Ziel schon erreicht!

 

In Koronisia angekommen parken wir direkt am Strand, packen das Paddleboard aus und machen uns auf zu den kleinen, unbewohnten Inseln, bei denen wir die Delfine zu sehen hoffen. Wir sind etwa 4 Stunden unterwegs und sichten viele Möwen, aber leider keinen einzigen Tümmler. Dann wird es uns zu windig und wir kehren zum Ausgangspunkt zurück.

Irgendwann gebe ich die Hoffnung mit den Delfinen auf! 

Spätestens, wenn ich auch bei der Bootstour in Genua scheitere...

... und unechte Vögel

Nach einer Stärkung mit überbackenen Nudeln packen wir unseren Lenkdrachen aus. 

Wind und Strand geben uns die Gelegenheit unsere Flugkünste zu verbessern, denn bislang konnten wir den Drachen nie länger als 2 Minuten in der Luft halten.

 

Nach mehreren Anläufen meinerseits bittet mich der Moggelmann auch einmal probieren zu dürfen. Ich willige ein und – oh Wunder – bravourös hält er den bunten Flieger in der Luft. 

Ich bin begeistert und beobachte genau, wie der kleine Kerl das macht. Die Lösung ist einfach: Meine Bewegungen waren viel zu stark und ruckartig; kleine Steuerungsimpulse reichen völlig aus. 

Aquädukt, Auqudükt, äquadukt?

Am frühen Abend packen wir unsere sieben Sachen und fahren mit Aussicht auf Flamingos wieder ins Landesinnere. Auch diese Mission können wir erfüllen: Die Tiere sind noch an der gleichen Stelle, wie bei der Anfahrt!

 

Ein römisches Aquädukt ist – in Vorbereitung auf die nächste Zeit in Italien – unser Ziel fürs Abendessen. Das Wasser dort ist wunderbar kalt und erfrischend nach der Hitze und dem Wind, aber bleiben darf man an diesem überaus romantischen Ort laut Schild nur gegen eine Strafe von 300 Euro. 

Das ist uns ein kleines bisschen zu teuer!

 

Nur wenige Meter weiter finden wir ein nettes Plätzchen, das unserem Lieblingsrestaurant in Kroatien mit Tischen und Bänken im Wasser ähnelt - nur das Essen aus unseren Tupperschüsseln ist nicht so lecker, wie dort...

Der Fluss des Todes...

So fahren wir nach Glyki, das uns von anderen Reisenden wegen der Flusswanderung durch den Archeron empfohlen wurde. Im Internet finde ich dazu verschiedene Informationen. Zum einen Wanderungen in verschiedenen Längen neben dem Fluß mit rund 250 Höhenmetern, zum anderen Berichte über eine Tour im Flußtal. 

 

Für letztere werden Wasserschuhe, Badebekleidung und wasserdichte Taschen empfohlen, da das Wasser durchaus knietief sein könne und relativ häufig gequert würde. 

Da wir alles Notwendige dabeihaben, entscheiden wir uns für eine Mischung: Flußaufwärts möchten wir neben dem Fluß laufen und flußabwärts dann die Version mit Abschnitten im Wasser nehmen.

 

Mit diesem Plan im Kopf suchen wir uns einen Parkplatz neben dem Acheron, der türkis-gräulich schimmernd mit deutlich sichtbarer Strömung durch sein Bett fließt. Erste Zweifel beginnen sich in mir zu regen: Ist dieser Fluß so einfach zu durchlaufen wie beschrieben?

Mit gepacktem Rucksack frage ich am Morgen die umstehenden deutschen Camper nach ihren Erfahrungen mit der Wanderung. Das Paar in nächster Nähe plant die gleiche Variante wie wir, woraus ich schließe, dass unser Vorhaben nicht abwegig, sondern durchaus machbar ist. Ich verzichte daher auf weitere Berichte und dränge zum Abmarsch.

 

Die Tour führt uns zuerst durch das Dorf Glyki auf die anderen Flußseite und dort auf einem schmalen Schotterpfad in die Höhe. Die Aussicht in die Schlucht ist schön und wir freuen uns an dem schattigen Weg.

 

Nach etwa 1,5 Stunden erreichen wir die Brücke, bei der der Rückweg im Fluß beginnen soll. 

Ich bin erneut skeptisch: Da sollen wir durch? Von Knietief kann nicht die Rede sein! Zum Glück habe ich für das Moggelchen die Schwimmweste und festes Schuhwerk eingepackt.

Das Wasser sieht aus, als ginge es mir mindestens bis zum Hals und die Strömung ist beachtlich. Ich würde sagen: „Hier könnte man hervorragend raften!“

 

Wir warten: Entweder bis das Wasser sinkt oder das andere deutsche Pärchen kommt. Gerade als wir unser Käsebrot und ein paar Apfelschnitze verdrückt haben, tauchen die beiden vor uns auf. 

Wir besprechen uns kurz, ziehen uns um und lassen dann die anderen zwei nach vorne – so können wir beobachten, was uns erwartet. 

Zwei Engel bei uns...

Ich hatte Recht: Das Ganze ist eine Canyoning-Tour, aber keine Flusswanderung!

Gleich beim Einstieg starten wir schwimmend und nur wenig Meter danach erfasst uns die erste Stromschnelle. Der Moggelmann wird unter Wasser gezogen und kurz schießt mir der Gedanke durch den Kopf, dass es das unter Umständen gewesen ist...

 

Zum Glück taucht er gleich wieder auf und Michael kann ihn zusammen mit mir auffangen und zur Seite ziehen. Dennoch sitzt uns der Schreck in allen Gliedern! 

Das Moggelchen weint: „Ich will zurück! Ich gehe sicher nicht mehr in dieses Wasser!“

Aber wie sollten wir bei dieser Strömung wieder flußaufwärts kommen? Uns bleibt nichts anderes, als weiterzumachen...

 

In meinem Gedächtnis krame ich nach einer Karte, auf der der Weg abgebildet war: War das nicht Hälfte-Hälfte Fluß und Land gewesen? Selbst wenn, wäre die Strecke im Wasser beachtlich lang...

 

Ich bin mehr als froh, dass Ilka und ihr Mann bei uns sind! Die beiden wurden uns ganz sicherlich von oben zugesandt!

Freundlicherweise nimmt Michael mir meinen bereits jetzt schon undichten, schweren Wassersack ab, so dass ich fortan den jammernden Moggel auf meinem Rücken tragen kann. 

So kämpfen wir uns tapfer vorwärts! 

 

Gefährlich wirkende Stromschnellen versuchen wir so gut es geht – mal links, mal rechts mit Klettern auf den Steinen am Flußufer – zu umgehen. Dennoch komme ich einige Male, bestimmt auch durch das Kind, mit meinem Kopf unter das Wasser und schlage mir dabei heftig eines meiner Knie an. 

So war es gedacht...

Bis wir den ersten Touristen begegnen dauert es eine ganze Weile und dann begreife ich: Die Flußwanderung ist definitiv flussaufwärts angelegt! Das erste Stück an Land und dann im relativ seichten Wasser – solange man es schafft – in Richtung Brücke.

Für dieses Mal kommt die Erkenntnis offensichtlich zu spät. Aber beim nächsten Mal weiß ich Bescheid...

 

Immer wieder sprudelt vom Seitenrand klares, eiskaltes Wasser in den Fluß. Verschiedene Quellen speisen den Acheron mit noch mehr Wasser. Sich dort hineinzusetzen ist sehr erfrischend und erklärt für mich – zusammen mit der Canyoning-Erfahrung – die durchaus passende Bezeichnung „Fluss des Todes“. 

Je näher wir unserem Ausgangspunkt kommen, umso leichter wird das Ganze. An manchen Stellen kann man sich sogar ganz wunderbar im Wasser treiben lassen. Auch wenn das Kind noch immer meckert, gefällt es mir inzwischen gut! 

So gut, dass ich, wenn ich alleine oder nur unter Erwachsenen wäre, sofort nochmals zur Brücke wandern würde...

 

Als wir schließlich Malte erreichen, sind wir beide platt. Alles muss zum Trocknen aufgehängt und ausgelegt werden und dann brauchen wir dringend eine Stärkung!

 

Nach ausreichend Erholungszeit treffen wir Michael und Ilka im Schatten am Acheron. Inzwischen können wir über die Erfahrungen am Vormittag schon lachen...

wie zwei Faultiere...

Den Großteil des Nachmittags liegen wir faul in unserer Hängematte. Wir lesen und schnacken und lassen unsere Seelen baumeln.

 

Zusammen mit Michael entpackt der Moggel nochmals seine Drohne. 

Fast jeder Mann, dem wir auf diesem Reiseteil begegnen, hat so ein Flugdings mit dabei... 

Ob es ein Pendant auf Frauenseite dazu gibt?

Bis zum Abendessen schießen die beiden jedenfalls einige Bilder und drehen einen kleinen Film. Es ist beeindruckend, wie anders die Natur von oben doch gleich wirkt!

 

Eine große Schüssel Salat krönt unseren Abenteuertag und dann ist Bettzeit für den jungen Mann. Lange kann er nicht einschlafen und wälzt sich hin und her. 

Ich bin das erste Mal der Meinung, dass wir zu viel gewagt haben und er echt überfordert war. Das tut mir leid...

Nach einer sehr unruhigen Nacht lassen wir den Morgen locker angehen. Ich meditiere auf meiner Shakti-Matte und richte dann für das Kindchen das Frühstück. Während er im Liegestuhl am Ufer des Acheron sitzend genüsslich Honigbrot mit Käse mampft, mache ich 20 Minuten Gymnastik, die ich mit einem Bad im kalten Flußwasser beende.

 

Dann werfen wir eine Runde Steine in den Fluß. 

Flache, runde, die mehrere Male aufspringen und große, schwere, die wir möglichst weit ans andere Ufer schleudern. Dabei probieren wir verschiedene Wurftechniken aus: Von hinten nach oben, seitlich mit Anlauf, stehend von unten – spannend, was man an einem einfachen Steinufer alles erleben kann.

An Griechenlands Küste...

Als sich Ilka und Michael verabschieden und die Offenburger ebenfalls in den Startlöchern stehen, packen auch wir zusammen. Ganz am Schluß lesen wir noch zwei Kapitel aus der magischen Schule der Tiere und räumen dann die Hängematte auf.

 

Die Fahrt nach Parga dauert nicht lange. Wir finden einen Parkplatz am Straßenrand und laufen in wenigen Minuten ins Städtchen hinunter. Die vielen, kleinen Läden in den engen Sträßchen sind wirklich süß. Daher lassen wir auf dem Weg zu den Ruinen der venezianischen Burg keine einzige der Boutiquen aus. 

Oben angekommen tut sich ein herrlicher Blick auf die Bucht und die vorliegenden Inseln auf. Den möchten wir bei einem Mittagessen noch genießen: Wir finden ein Restaurant mit großer Terrasse und akzeptablem Preis und lassen uns dort mit griechischem Joghurt und Früchten, sowie einem Spargel-Omelett verwöhnen. 

 

Dabei umflattern uns unzählige Falter, die anfangs lustig sind, dann aber fast so anstrengend werden wie die vielen Schnaken, die in der letzten Woche bei Tag und Nacht ihre Spuren auf unseren Körpern hinterlassen haben.

 

Wie immer im Juni sehen wir aus wie Streuselkuchen...

Wellness für die Beine...

Auf dem Rückweg kaufen wir Postkarten und Briefmarken, erlauben uns für die getane Berichterstattung an die Daheimgebliebenen eine große Kugel Eis und wagen uns dann – da ich den Besitzer preislich runterhandeln kann – an eine ganz neue Erfahrung... 

 

... ein Treatment im Fish-Spa! Die an unseren Füßen knabbernden Fische kitzeln unglaublich und wir lachen Tränen. Selbst der Grieche vom Schmuckgeschäft nebenan tritt vor die Türe, um zu schauen, was da los ist. Dieser Spaß freut den Spa-Besitzer derart, dass er uns am Ende der Behandlungszeit noch weitere 15 Minuten kostenfrei dazu schenkt. 

Wie nett von ihm – das nehmen wir natürlich gerne an!

... und für den Rest des Körpers

Am späten Nachmittag fahren wir an einen nahegelegenen Strand. Von dort kann man mit dem Paddleboard zur Höhle der Aphrodite paddeln. Laut Reiseführer badete hier einst die Göttin der Schönheit und Liebe und heute wird sie es – zusammen mit ihrem hübschen Sohn – noch einmal tun...

 

Das Wasser in der Grotte ist leuchtend blau und die von der Decke hängenden Stalaktiten schimmern türkis. Ich fühle mich wundersamerweise sehr wohl und habe keine Eile zum Strand zurückzukehren. Vermutlich hängt das mit irgendwelchen vorherigen Leben als Göttin zusammen!

 

Zum Abendessen treibt es uns dann aber doch zu Malte. Ich koche uns Tortellini, Zucchini und Fisch und suche im Anschluß 20 km weiter bei Perdika am Strand ein nettes Plätzchen zum Übernachten.

Gestrandet...

Obwohl wir alle Fenster im Alkoven geöffnet haben, ist es schon am Morgen heiß. Damit ich nicht an meiner Stachelmatte festklebe, lasse ich mein Meditationsprogramm heute ausfallen und bleibe lediglich in Gedanken an meine Unlust aufzustehen liegen. 

 

Auch der Moggelmann hat kein anderes Ziel, als mit dem SUP aufs Meer zu kommen. 

Nach einem kleinen Frühstück und einem ausgiebigen Telefonat mit Onkel Hans, das ganz den Planungen für den Romaufenthalt gewidmet ist, packen wir unsere Sachen für eine Tour auf dem Wasser aus. 

Zum Glück ist der Strand nur 20 Meter entfernt, denn ich schwitze schon beim Gedanken daran, das ganze Geraffel tragen zu müssen. 

Zum Glück hat mein wundervolles Söhnchen Verständnis für meine Probleme: Ich darf faul an Deck liegen bleiben, während er sich ins Wasser ablässt und seinen Flossenmotor startet.

 

Als wir das kleine Inselchen vor der Bucht erreicht haben, setze ich mir das Faceshield auf und lege mich quer über das Paddleboard – so sind Kopf und Füße im Wasser, ohne dass ich schwimmen müsste...

Man kann zwar bis zum Grund des Meeres sehen, aber nur selten kommt ein Fisch vorbei. Schnorcheln scheint nicht der richtige Sport für diesen Teil Griechenlands zu sein.

 

Gegen 14 Uhr wird es mir langweilig. Irgendetwas muss doch heute noch passieren!

... auf der Insel

Wir beraten uns, räumen alle Wassersportgeräte mit Zubehör wieder in die Heckgarage, duschen – ein sinnloses Unterfangen, da ich noch vor dem Anziehen wieder nassgeschwitzt bin – und fahren dann nach Platania. Auf dem Stellplatz, an dem wir unsere erste Nacht in Griechenland verbracht haben, erhält Malte einen Rundumservice und dann auf nach Igoumenitsa in den Fährhafen.

Beim Grimaldi-Office habe ich noch einige Fragen bezüglich der Überfahrt nach Brindisi, aber die Dame am Schalter heißt Hase und weiß von nichts. Dann eben nicht! 

Bei Direct Ferries jemand zu erreichen für die Antworten ist vergebliche Liebesmüh – das weiß ich von den letzten Fahrten...

 

Auf gut Glück fahren wir zu den Fähren nach Korfu. 30 Minuten vor Abfahrt des Schiffs erstehen wir ein Hin- und Rückfahrticket nach Korfu. 

Damit haben wir zwar wieder 140 Euro verbraucht, aber eine griechische Insel muss schon drin sein auf unserer Reise! 

Und außerdem ist damit das Programm bis Dienstag grob gesichert!

Nach unserer Ankunft stocken wir unsere zur Neige gegangenen Vorräte auf. Dann fahren wir direkt unseren Schlafplatz neben dem Flughafen an. 

Korfu-Stadt...

Es ist laut und es ist heiß. So laut und heiß, dass ich kaum schlafen kann. Alle Glieder von mir gestreckt liege ich im Bett und schwitze vor mich hin. 

„Ich wünsche mir einen kleinen Luftzug, bitte. 

Bitte, bitte, bitte! Der Lärm darf dann wegen mir auch bleiben!“

 

Aber ich werde nicht erhört. Erst um 3 Uhr wird es etwas kühler und ich kann bis zum Morgen wenigstens dösen.

Der nächste Morgen beginnt nicht besser: Es ist heiß und ich beginne schon kurz nach dem Aufstehen am ganzen Körper zu kleben. Auch die kalte Dusche hilft nur kurz...

 

Gegen 10 Uhr satteln wir dennoch die Esel und radeln in die Altstadt von Korfu-Stadt. Unterwegs besichtigen wir eine Mühle, die Überreste eines Tempels und badende griechische Senioren. Dann stürzen wir uns in das Gewühl von Touristen, die sich durch die netten Gässchen drängen...

 

5 Stunden später spuckt uns die Altstadt zu Füßen unserer Fahrräder wieder aus. 

Tatsächlich fühle ich mich wie ein Mal durchgekaut: So viele Läden, so viele Menschen, so viel Kitsch.

Aber wir haben ein neues Kleid für mich, ein Flugzeug mit Lichtern und Geräuschen für den Moggel, eine Kette für Oma Hanne und ein Geburtstagsgeschenk für Melia erstanden. 

Wenn man diese beiden Seiten in die Waagschalen wirft, halten sie sich doch in Balance...

Himmlisches Anl(i)egen...

Da es nur ein kurzer Umweg für uns ist, radeln wir im Anschluß noch zum Kloster Vlacherna, das in der Nähe des Flughafens liegt. Herrlich weiß liegt es im blauen Wasser, umringt von Booten. Das ist Griechenland!

 

Wie immer zünden wir auch ein paar Kerzen an. Als ich das Moggelchen frage, für wen denn heute sein Lichtlein brennt, überlegt er eine ganze Weile und verkündet mir dann voller Inbrunst: „Heute ist die eine Kerze für alle meine tschechischen Vorfahren und die andere für alle Christen, die an einer Krankheit gestorben sind!“ 

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen könnte, außer „Amen, mein Schatz!“

Geschäfte oder Geschenke?

Auf dem Rückweg stolpern wir über einen Bootsverleih und bleiben dort natürlich hängen. Erinnert sich noch irgendwer an die Bootstour in Montenegro? 

Mein Kind tut es nämlich nicht!

 

Er quengelt so lange, bis ich mich auf einen Deal einlasse: Wir mieten für einen Sondertarif einen halben Tag ein Motorboot, wenn der Moggel erstens für die Kosten aufkommt und zweitens ab sofort bis zum Ende der Reise keine Fahrten auf dem Wasser mehr von mir verlangt. 

Kein Motorboot, kein Segelboot, kein Schlauchboot, kein Paddelboot, kein Tretboot, kein Jetski – keine einzige Fahrt, außer ich will es!

 

Er willigt ein und ich hoffe inständig, dass das ein gutes Geschäft für mich war...

Auf jeden Fall wird mir schnell klar, dass es noch jede Menge andere interessante Fortbewegungsmittel für ihn gibt, die ab jetzt Thema zwischen uns sein werden:

Schließlich stehen wir direkt neben dem Flughafen...

 

Für die Nacht holen wir Malte in den Hafen und parken nun direkt in der Einflugschneise. Das ist sowohl spannend bei der Ankunft der Flugzeuge, da sie direkt über uns hinweg fliegen, als auch bei ihrem Abflug, bei dem sie uns in einer Wolke von Kerosin zurücklassen.

 

Eine Nacht werden wir das Durchhalten, denke ich mir. Erlebt man ja auch nicht alle Tage...