TEIL II: 21. WOCHE – BELGIEN: VLAANDERENROUTE

17. - 23.07.2022

schlechte Karten...

Unseren ruhigen Stellplatz für die Nacht neben dem Park De Motten verlassen wir heute schon früh: Kurz nach 9.00 Uhr sitze ich bereits auf dem Rad und das Moggelchen hinter mir im Hänger. Da ich heute bis nach Leuven kommen möchte und er von der gestrigen Tour noch Po-Schmerzen hat, bleibt sein Rädchen einen Tag stehen...

 

Mit meinem Radführer aus der Stadtbibliothek und Google-Maps navigiere ich durch die Felder und kleinen Dörfchen. Wahnsinn, wie gepflegt hier alles ist, obwohl wir uns gefühlt den ganzen Tag am Rand der Zivilisation bewegen. Die Wolken sehen aus, wie aus dem Bilderbuch, die Häuser sind ohne Sanierungsstau, die Gärten – wenngleich ich hier kaum Blumen, sondern primär grüne Flächen sehe – wie geschleckt, große und saubere Autos stehen in den Einfahrten... 

 

So viel Perfektion ist mir fast schon unheimlich.

„Das ist auch gar nicht Insektenfreundlich!“, denke ich bei mir, um wenigstens einen Haken zu finden...

Immer wieder müssen wir halten, weil ich meine beiden Karten vergleichen muss und so kontrolliere, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Obwohl ich inzwischen auch das Vorwort meines Radführers gelesen habe, werde ich aus der Bezifferung der Wege einfach nicht schlau – die Nummern stimmen partout nicht überein mit den Schildern, die ich sehe!

 

Als wir zum Mittagessen in das erste von außen bereits als „geöffnet“ erkennbare Restaurant einkehren, will ich diesem Problem auf die Schliche kommen. Schnell ist der Fehler gefunden: Das Buch ist aus dem Jahr 2012 und die Wege wurden – so lese ich im Internet – 2021 komplett überarbeitet; inklusive leicht geänderter Wegführung...

 

„Kein Wunder!“, sagt der Moggel, als ich ihm diese Umstände erkläre, während wir auf unsere erste echte belgische Waffel warten.

Abenteuer Rückreise...

Dennoch erreichen wir Leuven pünktlich für unseren Zug zurück zu Malte und sind umso enttäuschter, als dieser wegen Gleisarbeiten gestrichen wird. 

 

Die 1,5 Stunden bis zum nächsten IC bummeln wir dann im Zentrum herum. In dem Wissen, dass bei unserer Ankunft in Tongeren alles geschlossen ist und am Sonntag in Belgien auch die meisten Läden zu haben, decken wir uns vorsichtshalber noch mit einem Six-Pack Wasser und etwas frischem Gemüse ein. Schließlich möchten wir morgen für den dritten Tag unserer Radreise ausgerüstet sein...

 

Im Team mit anderen, belgischen Reisenden hieven wir Rad und Hänger in und aus dem engen Zug und in ebenso perfektem Zusammenspiel bekommen wir uns und Malte danach innerhalb einer Stunde abfahrbereit – Rad und Hänger aufladen, Tagesgepäck aufräumen, kochen, essen, duschen, Schlafanzug anziehen und Zähneputzen! Ich bin begeistert: Wir sind echt ein eingespieltes Team geworden...

Rekordverdächtig...

Am Sonntag möchte das Kind selbst radeln. Dem Po geht es schließlich wieder gut!

Die Etappe ist folgendermaßen geplant: Von Leuven fährt der Moggel circa 25 km auf seinem Rädchen, dann lassen wir selbiges an einem Parkplatz stehen, er steigt um in den Hänger und ich fahre die restlichen 25-35 km. 

 

Die Touren mit Kind können nie so lange sein, da mehr Pausen nötig sind und auch das Fahrttempo eher gemäßigt ist. Aber das macht ja auch nichts – sind wir auf Reisen oder bei der Arbeit???

 

Ganz gemütlich starten wir gegen 9.30 Uhr und durchradeln die Felder...

Nach mehreren kurzen Pausen schlage ich eine längere Erholungszeit für Mittagessen vor, die den Wechsel zum Hänger beinhalten könnte, aber der Bursche will nicht. 

„Mama, ich kann weiterfahren! Das schaffe ich!“, beteuert er. 

 

Da wir nichts zu verlieren haben und letztlich egal ist, an welchem Parkplatz wir das Fahrrad später wieder aufladen, lasse ich es drauf ankommen: Und das Kind radelt und radelt. Und radelt und radelt...

 

Nach einer Unterbrechung am Spielplatz mit Brot, Gemüse und Tee machen wir weiter - km um km... Bei km 40 lohnt es sich dann gar nicht mehr aufzuhören und so endet der Tag mit einem neuen Rekord: 52 km ist der Moggel-Superman gefahren. All by himself! 

Ich könnte nie das zehnfache meines Lebensalters auf dem Rad fahren!

 

Ein Beweisbild neben dem Tacho hält den Stolz und das Strahlen fest... 

Am Bahnhof in Halle geraten wir dann noch in eine Fahrrad-Radrennen. Bei einem großen Eis beobachten wir, wie die Männer auf den Rennrädern um die Ecke flitzen. Zum Abschluss dürfen wir sogar dem Start eines Jugend-Wettkampfes beiwohnen. Manche der Teilnehmenden sind nur geringfügig größer, als das Moggelchen, was das Ganze noch spannender macht...

 

Dann starten wir unser „Abenteuer Rückreise“. 

Da wir auf diesem Streckenabschnitt drei Mal umsteigen müssen, lassen wir heute mein Rad und den Hänger am Bahnhof und nehmen nur das kleine Fahrrad zurück zu Malte. 

Dafür fahren wir morgen früh dann von Ronse aus mit dem Zug nach Halle und kommen am Abend direkt und ohne Rückreise-Stress bei Malte an. 

 

Ab und an kann man ja seine Strategie auch ändern...

 

Direkt am Bahnhof in Ronse finden wir einen riesigen leeren Parkplatz. Ich bin anfangs unsicher, ob wir hierbleiben können. Es ist zu perfekt! 

Aber als die Polizei vorbeikommt und ich höflich nachfrage, erhalte ich positive Rückmeldung. Erleichterung macht sich breit – freistehen ist doch immer ein kleines Risiko...

Sich im Kreis drehen...

Nachdem ich am frühen Morgen noch vollmundig über Whatsapp von Belgiens zuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln geschwärmt habe, mache ich bei der Reise nach Halle dieses Mal andere Erfahrungen: Der Zug hat massig Verspätung, der Ticket-Automat ist kaputt und die Dame am Schalter quasselt in aller Ruhe und Ausführlichkeit mit der Kundin vor mir. In Brüssel schickt man uns auf das falsche Gleis, so dass wir unseren direkten Anschlusszug verpassen und stattdessen – wieder zurück auf dem Ursprungsgleis – einen Bummelzug nehmen müssen.

 

Man soll den Tag einfach nicht vor dem Abend loben!

 

Auch die Beschilderung der Vlaanderen-Route lässt heute zu wünschen übrig: Wir haben 80 km vor uns – ich auf dem Rad und das Kindchen im Hänger – und ich würde am liebsten einfach nur gut vorwärtskommen, aber immer wieder muss ich anhalten und auf Google und im Internet die Route prüfen, da Gabelungen nicht beschildert sind...

Die Bodybuilding-Kuh, die am Wegesrand steht, gibt mir auf die Frage nach der richtigen Richtung keine Antwort. Entweder versteht sie mein Französisch nicht oder sie hat vor lauter Muskeln kaum noch Hirn! Egal weshalb – keine Antwort hilft mir einfach nicht weiter!

 

Um die Mittagszeit hat es schon 37° Grad und mein Akku und der meines Rades brauchen eine ausgiebige Ladezeit. Nur das Moggelchen ist fidel, wenn gleich er zugibt, dass es wirklich warm ist und auch er – ohne jede Bewegung – schwitzt.

 

Wir halten daher in einer Schrebergarten-Kneipe, bitten um Strom und kühle Getränke und bekommen obendrauf noch eine leckere Schale frischen Obstsalat; alles für schlappe 2,70 Euro. 

 

Frisch gestärkt radeln wir weiter, aber die Sonne knallt und meine Beine haben das Obst sehr schnell verdaut...

 

Als ich schon ziemlich erschöpft bin, passieren wir ein Haus, das mir sehr bekannt vorkommt. Haben wir uns im Kreis gedreht? 

Ja, wir haben uns im Kreis gedreht! 

Und zwar mit einem ziemlich großen Umfang...

 

Mir stinkt´s! Ich mag nicht mehr!

Ich will mich jetzt auf den Boden setzen und vom Zug abgeholt werden. Ohne jedes weitere Umsteigen gefälligst! Oder vom Bus – mir egal!

Aber es kommt keiner. 

Kein Zug und auch kein Bus... und erst recht kein Flieger, der uns mitnehmen könnte.

Vor lauter Wut tippe ich „Bahnhof Ronse“ in Google Maps und beschließe, jetzt einfach den direktesten Weg zu nehmen. Diese ganze Kurverei auf den kleinen Sträßchen – echt – das braucht doch kein Mensch! Vlaanderland hin oder her...

 

Auch mit der direktesten Route zeigt der Tacho 80 km, als wir ankommen. Diese Extra-Runde war wirklich weit und hat die Abkürzung am Ende ausgeglichen...

Denksport...

Während ich den Akku meines Rades lade, spielt das Moggelchen mit dem Hänger.

„Mama, renn mal mit dem Hänger“, ruft er mir zu.

„Nein, ich mag nicht!“, antworte ich. „Ich bin müde. Ich hatte genug Sport für heute! Renn doch Du mit dem Hänger...“

Er ist verdutzt: „Aber ich hatte auch genug Sport heute!“ kommt zurück. 

Jetzt bin ich verwundert: „Du bist den ganzen Tag im Hänger gesessen. Wo hast Du Sport gemacht?“, frage ich und erhalte stante pede Antwort: 

„Denksport, Mama! Und zwar die ganze Zeit!“.

 

Trotz Erschöpfung kann ich mir ein herzliches Lachen nicht verkneifen...

Sobald ich ein wenig erholt bin, lade ich Räder und Hänger auf und fahre zur nächsten Station, nach Ieper. Ein Zwischenstück lassen wir wegen den vorhergesagten Temperaturen für morgen und dem Höhenprofil bewußt aus.

 

Wieder finden wir einen großen Parkplatz direkt neben dem Bahnhof. Leider ist er weder schön, noch ruhig, aber dafür haben wir eben unschlagbare Nähe zum Abfahrtsort morgen früh. Ich lade das Rad auf, richte alles für die nächste Etappe, bringe dann das Kind ins Bett und gönne mir eine kleine Runde Dehnen vor dem Auto. 

 

Es dauert nicht lange, bis ich dazu übergehe, einfach nur auf meiner Matte zu liegen. Ich bin fertig mit dem heutigen Tag! Es gelingt mir nur noch, einen Käfer auf den Pflastersteinen neben mir zu beobachten, bevor ich mich ins Bett schleppe und zu schlafen versuche...

 

In der Nacht fällt mir ein, dass ich auch Komoot für aktuelles Kartenmaterial konsultieren könnte und tatsächlich kann ich mir dort die Routen für die noch ausstehenden Etappen downloaden. Ab jetzt werden wir uns also hoffentlich nicht mehr verfahren! 

42° C

In wenigen Minuten sind wir am Morgen fertig und fahren früh mit den Rädern im Zug von Ieper nach Kortrijk. Von dort schlängeln wir uns durch die Dörfer, Wiesen und Felder. Das Moggelchen fährt nun schon recht sicher auf seinem blauen Flitze-Bike und ich bin froh, dass er so eine Freude am Radeln hat.

 

39° C sind laut Wettervorhersage zu erwarten und wir haben vorsorglich 5 Liter Wasser dabei. Die ersten 2 sind schon nach der ersten Stunde in unseren Kehlen verschwunden; wir schwitzen und schwitzen, obwohl die Strecke nur wenige Anstiege hat.

 

Jedes Fitzelchen Schatten ist uns willkommen. Als die Route eine ganze Weile unter Bäumen an einem der vielen Kanäle Belgiens entlangführt, sind wir dankbar. 

Vorsichtig übt der Moggel unter diesen perfekten Bedingungen einhändig zu fahren. Es gelingt ihm kurz, dann schlingert der Lenker und schon liegt er auf der Nase. 

Zum Glück ist er unverletzt und auch das Rad hat nur eine kleine Schramme abbekommen. Einzig die Klingel ging zu Bruch, aber die war sowieso häßlich...

Am Nachmittag wird es fast unerträglich heiß. An einer Apotheke werden Uhrzeit und 42° C angezeigt. Da unser Wasservorrat inzwischen auf eine Flasche geschmolzen ist, beschließe ich, dass wir an der nächsten Kneipe anhalten und uns eine kalte Limonade gönnen. 

 

Bis auf ein Paar sind alle Besucher dort Radfahrer. Wir bestellen unsere Erfrischung und sehen dann ein wenig Tour de France im Fernseher an, da der genau gegenüber unseres Sitzplatzes hängt.

Eine heiße Diskussion zwischen uns beginnt: Was verstecken die Radfahrer in den Taschen ihres Trikots? 

Ich plädiere für Quetschies und Müsliriegel, aber das Kind behauptet steif und fest, es seien Gewichte, damit die Radfahrer nicht aus den Kurven fliegen...

 

Als wir in Ieper ankommen, haben wir 50 km in unglaublicher Hitze hinter uns. Wir kleben von oben bis unten und meine Kleider haben weiße Salzränder vom Schweiß. Die obligatorische kalte Dusche am Abend bringt daher ausnahmsweise kein aufgeregtes Quietschen, sondern einen Seufzer der Wohltat hervor.

Endlich wieder am Meer...

Für die Nacht fahren wir nach Westende auf einen Stellplatz: Wir müssen Grauwasser ablassen und Frischwasser tanken. 

 

Da es morgen regnen soll, können wir dort auch einen Pausetag einlegen und ein wenig am Meer spazieren gehen.

 

Nach einer unruhigen, da sehr warmen Nacht, erledigen wir am Vormittag unsere Pflichten und ziehen dann zu Fuß los. In Westende ist an der Strandpromenade ein Riesenrad aufgebaut, auf dem wir eine Runde drehen. 

 

Dann essen wir Pommes – das steht neben Waffeln und Pralinen auf unserer Schlemmerliste für Belgien – aber sie schmecken nicht anders, als die in Deutschland, auch wenn sie anscheinend zwei Mal frittiert werden.

 

Mit prall gefülltem Bauch zieht es uns zurück zu Malte, wo wir den Nachmittag über malen, basteln, lesen und – wie jeden Tag – Hörbuch hören.

Am Abend verlassen wir den Platz und fahren nach reiflichen Überlegungen nach Ostende. Das verlängert zwar die Etappe für den Tag darauf, macht es aber am übernächsten umso leichter mit der Logistik.

 

Als wir uns am Bahnhof ungeschickt verirren, helfen uns zwei nette Polizisten aus dem Straßengewirr, in dem sie bis zum Parkplatz vor uns herfahren. 

22 Euro kosten 10 Stunden parken und wenn wir morgen tagsüber bleiben, werden es gar 44... 

 

Sobald die netten Herren außer Sichtweite sind, suche ich uns lieber eine günstigere Übernachtungsstelle und werde eine Ecke weiter mit einem für Wohnmobile ausgeschriebenen Platz sogar fündig!

Halb tot, ganz tot oder gar nicht tot?

Wegen der langen Zugfahrt nach Ieper stehen wir am Donnerstag schon um 6.30 Uhr auf. Zügig richten wir uns und eilen zu Fuß zum Bahnhof, wo uns verschiedene Züge in 2 Stunden zu meinem Rad und dem Hänger bringen. 

 

Als wir ankommen regnet es – entgegen aller Vorhersagen!

Zum Glück haben wir heute warme Klamotten dabei, denn es hat deutlich abgekühlt. 

Auf Wunsch des Kindes schließe ich sogar das Verdeck des Hängers. Der kleine Mann friert - das hat Seltenheitswert!

 

Mit voller Kraft radele ich den ganzen Vormittag und führe uns an verschiedensten Besonderheiten vorbei: 

Zuerst passieren den Tyne Cot Friedhof, auf dem 12.000 Soldaten des 1. Weltkrieges beerdigt sind. 

Nur wenige Kilometer danach geraten wir aus Versehen in ein Oldtimer-Treffen. 

Schließlich entdecken wir das Haus von Janoschs kleinem Bär und dem kleinen Tiger.

Und zu guter Letzt landen wir auf einem wunderschönen Bauernhof mit Streichelzoo, der Gelegenheit zum Beeren pflücken und leckerer Verköstigung.

Die zweite Hälfte des Tages begleitet uns ein heftiger Gegenwind, der auch bleibt, als wir mehrmals die Fahrtrichtung wechseln. Ich bin froh um jede Ablenkung und nutze sämtliche Gelegenheiten, um anzuhalten und Kraft zu schöpfen. 

 

Dazu gehört beispielsweise das überfahrene Katzenbaby, das wir auf der Straße sehen und seine winzigen Geschwisterchen, die aus dem Gebüsch heraus erbärmlich um ihren Spielgefährten weinen. 

Dann entdeckt das Moggelchen einen kleinen Igel, den wir erfolgreich daran hindern, die gefährliche Straße zu überqueren, auf der schon das Kätzchen zu Tode kam.

Schließlich fahren wir am Strand nochmals Riesenrad, ergattern kostenlos zwei Fruchtspieße und im Anschluß daran drehen wir sogar eine Runde auf dem Karussell. 

 

Alles nur, damit ich ein paar Minuten nicht mehr in die Pedale treten muss...

 

90 km zeigt der Tacho an, als wir Malte erreichen. Ich falle müde mit dem Moggelmann ins Bett...

Brügge sehen ... und sterben?

An unserem letzten Tag auf der Vlaanderenroute fahren wir entspannt die kurze Strecke mit dem Zug und unseren Rädern nach Brügge. 

Dort habe ich für den Vormittag eine Walking-Tour gebucht, in der uns das mittelalterliche Städtchen mit seinen Sehenswürdigkeiten nähergebracht wird. Da der Guide aus Deutschland kommt und ich die englischen Passagen übersetze, lernt auch das Kindchen einiges über diese belgische Perle in Nordseenähe. 

Besonders freuen wir uns über einen Waffelgutschein, den der Moggel für die richtige Antwort auf eine der Quizfragen während der Tour erhält. 

 

Gleich im Anschluss an unser Picknick im Park vor dem Rathaus lösen wir ihn ein und probieren dieses Mal eine runde Waffel mit Topics. 

 

Das Moggelchen hält mir dabei einen kleinen Vortrag, denn seit dem Hörbuch über Ernährung weiß und verkündet er überall, dass Süßigkeiten in der Spitze der Ernährungspyramide angesiedelt sind. 

 

„Mama, Schokolade und Waffeln sind dort, wo sich nur Ungesundes befindet. Ganz oben im Dreieck. Das sind die Sachen, die man nicht – oder nur ganz selten – essen soll!“, sagt der kleine Schlaumeier und beißt mit einem Grinsen in das zuckersüße Teilchen vor ihm auf dem Teller...

Er hat Recht! 

Jetzt geht es nur noch um den unbedeutenden Schritt der Umsetzung dieses Wissens!

 

Mehr als gesättigt bummeln wir durch die Läden und kaufen für unseren Besuch bei Stephen und seiner Familie Gastgeschenke. 

Natürlich beschenken wir uns auch selbst: Ich finde für mich und Oma Hanne einen doppelt reduzierten Schlafanzug und der Bub kauft sich ein tolles Buch mit Anleitungen für Lego-Maschinen. 

 

So eingedeckt mit Schätzen radeln wir die 32 km nach Ostende zurück, packen die Räder auf Maltes Rücken und düsen nach Brüssel.

Die guten, alten Zeiten...

Kaum haben wir die 2 Clos du Soleil gefunden, holt uns Stephen – zusammen mit seinem Sohn – auch schon auf der Straße ab. Kurz gehen wir noch in sein wunderschönes Haus und schnacken, aber dann ruft uns die Matratze aus dem Alkoven unüberhörbar zum Schlafen...

Am nächsten Morgen frühstücken wir gemeinsam und ich lerne endlich auch Stephens Frau und seine Tochter kennen. 

 

Knapp 23 Jahre kennen wir uns schon; etwas mehr als 10 haben wir uns nicht gesehen. 

Stephen gehört zu den Personen, bei denen sich ein solcher Zeitraum deutlich kürzer anfühlt. Hätten wir nicht beide in dieser Zeit Kinder bekommen und ein Haus renoviert, würde man nichts davon bemerken...

 

Nach etwas Spielzeit machen wir uns auf zu den Klettergeräten in den Park. Von dort verschlägt es uns zum Pavillon mit Eis, dann zum Tiergehege und danach in die Mall zum Schokolade shoppen. Auf dem Rückweg passieren wir noch einen Brunnen, an dem die Kinder sich mit großer Freude bespritzen. 

 

Es ist ein sehr entspannter Tag, an dem wir uns einfach treiben lassen und – so die Kinder es zu lassen – gegenseitig über unsere aktuellen Lebenssituationen updaten. 

 

Hoffentlich vergehen keine weiteren 10 Jahre, bis wir wieder die Gelegenheit dazu haben! Die Einladung nach Tübingen jedenfalls steht...