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TEIL II: 20. WOCHE – DEUTSCHLAND: ENDLICH GEHT ES WEITER...

10. - 16.07.2022

Sommerkränkelei...

Auf der Heimfahrt von Oma Moni´s Geburtstag werde ich sehr müde und merke, wie mein Kopf brummt. 

Ich werde doch nicht krank? Bis wir in Tübingen sind, habe ich schon leicht erhöhte Temperatur... 

Ach nee, bitte nicht das auch noch! Wir wollten doch am Dienstag wieder weiterreisen!

 

Aber ich durchlaufe das gleiche Programm wie der Moggel: Einen Tag mit 39,5 °C Fieber und starkem Kopfweh im Bett, einen weiteren Tag Rotznäschen mit viel Liegezeit und einen dritten Tag Husten und Mattigkeit mit nur wenigen Pausen in der Horizontalen. 

 

Den Termin für die Dichtigkeitsprüfung verschiebe ich auf Donnerstag. Der muss sein! Schließlich sind wir nur deshalb nach Deutschland gekommen!

 

Das Kind ist in dieser Zeit mit dem Papa unterwegs: Am Sonntag auf dem Schlepperfest in Kayh und am Montag und Dienstag nach dem Nachmittag im Kindergarten im Hanse zum Café schlürfen. 

 

Mittwochs bin ich schon wieder so fit, dass wir zusammen alles für unsere Abreise fertigstellen. 

Go west...

Über Herrenberg, wo wir während der Dichtigkeitsprüfung am Morgen Hans verabschieden, fahren wir nach Öhringen zu Oma Hanne und Opa Hans. Dieser kleine Umweg auf der Route nach Belgien muss nach dem Ausfall der Party letzten Mittwoch einfach sein!

 

Das Moggelchen hilft sofort mit Begeisterung dem Opa bei der Gartenarbeit, während ich etwas nutzlos rumsitze und schließlich wenigstens Äpfel für Apfelmus ausputze. 

 

Schweren Herzens trennen wir uns am späten Nachmittag von Oma und Opa, damit wir noch ein Stücken Richtung Westen fahren können. Eigentlich würde ich gerne die Landesgrenze überqueren, damit wir gleich am Freitag mit der geplanten Radtour quer durch Belgien beginnen können, aber auf der Autobahn spüre ich, wie müde ich bin. 

 

Immer wieder kippt mir fast der Kopf zur Seite – ich muss dringend anhalten und schlafen! Auf der Höhe Heidelbergs fällt mir ein, dass ich noch nie in Altlußheim in dem gigantischen Haus unseres Architekts gewesen bin und dass ich diesen doch ganz spontan „überfallen“ könnte. 

 

Gesagt, getan – ich rufe an und erreiche ihn auch tatsächlich zu Hause. Er ist etwas verdattert angesichts dieses Blitzbesuchs, aber wir können kommen und drehen bei der nächsten Ausfahrt auch sofort um!

Nach einem kurzen Rundgang im Haus bringe ich das Bübchen ins Bett und hoffe danach noch mit Mark schnacken zu können, aber meine eigene Müdigkeit verhindert, dass ich das Bett heute nochmals verlasse...

 

Dafür trinken wir am Morgen einen Tee und bringen uns zumindest ganz rudimentär auf den neuesten Stand der Dinge, was bei einem hippen Architekten - zu denen Mark eindeutig zählt -  deutlich spannender ist, als bei mir...

 

Ich habe einfach coole Freunde!

 

Gegen 10.00 Uhr machen wir uns endlich auf den Weg nach Belgien. Die Fahrt ist interessant, denn ich glaube, ich habe diesen Teil Deutschlands noch nie durchquert und selbst wenn, nie bewußt wahrgenommen. Die Mosel, die uns eine Weile begleitet und die wir auch queren, gefällt uns besonders gut. Hierher kehren wir sicher für ein Wochenende zurück, wenn wir wieder daheim sind!

Vlaanderenroute...

Als wir am Nachmittag Kanne erreichen, habe ich das Moggelchen schon auf das Programm des restlichen Tages vorbereitet: Wir laden zicke-zacke-Hühnerkacke-schnell die Räder ab und düsen los nach Tongeren. Dort lassen wir sein Rädchen auf dem Parkplatz stehen und flitzen mit dem Hänger wieder zu Malte, um ebenso zügig wieder nach Tongeren zu gelangen. 

 

Um Übernachtungskosten zu sparen, will ich Malte nicht nochmals eine Woche stehen lassen; so werden wir die nächsten Tage mit Rad, Zug und Auto hin- und herpendeln...

 

Ohne Probleme meistert das Kind die 25 km. Ein Rekord auf dem neuen Rad...

Ich freue mich sehr über die immer größeren Freiheiten, die wir gemeinsam nutzen können!

Auf dem Rückweg halten wir noch an, um zu tanken. 

Schnell nutzt das Moggelchen die kleine Pause, um sich zu erleichtern und leider vergisst er dabei, die Badtüre Maltes zu schließen... 

 

Durch die Anfahrt wird diese mit Schwung nach hinten bewegt; so stark, dass eines der Scharniere bricht und das zweite das Gewicht ebenfalls nicht mehr halten kann und sich löst.

Ich bin stinkesauer: Wo soll ich hier am Wochenende ein Wohnmobiltüren-Scharnier auftreiben? Ich wollte nach den letzten zwei Wochen nun einfach etwas Ruhe und Erholung für mich haben... Kann der kleine Kerl denn nicht einfach die Türe hinter sich schließen? Wir reisen doch nicht erst seit gestern in diesem Heim mit besonderen Verhaltensanforderungen...

 

Nach ausführlichem Bruddeln und Schimpfen rufe ich meine Freundin Nina an, um meinem Ärger richtig Luft zu machen:

„Wenn wir die Türe auch nur ein weiteres Mal bewegen, wird auch das dritte Scharnier sich lösen. Entweder muss ich die Türe nun abnehmen und wir können bis zur Reparatur nicht mehr mit Privatsphäre Klo und Dusche verwenden – und müssen zusätzlich irgendwo eine Türe lagern – oder es klappt, das obere Scharnier durch das mittlere zu ersetzen und dann ein neues Scharnier in die Mitte zu setzen...“ 

 

Meine „beste Freundin forever“ redet mir geduldig gut zu, bis ich die Sache wieder ins Lot gebracht habe. 

Magic Mama!

„Hallo! Kind!“, schließe ich diese Sequenz des Tages ab, „Merkst Du, dass nicht – wie Du immer behauptest – der liebe Papa unsere Sachen repariert? 

Nein, nein! Es ist Magic Mama!!!

Auch, wenn Du das nicht glauben willst und morgen schon wieder das Gegenteil behauptest..."

 

Bis wir ins Bett gehen, habe ich mich wieder beruhigt. Ist ja alles nochmal gut gegangen!

 

„Danke, Magic Mama!" 

Da es niemand sagt, muss ich es wohl selbst sagen...

 

Ein echtes Dankgebet schicke ich zusätzlich noch aus dem Alkoven in den Himmel: Für die Bewahrung auf der Fahrt, für die krassen Wolken und die leuchtenden Farben hier in Belgien, für das schrecklich-wundervolle Kind und für mich selbst – ein bisschen toll bin ich schon, finde ich zumindest heute Abend!