03. - 09.07.2022
Ein sonntag wie früher...
Nach langer Corona-Pause gehen wir am Sonntagmorgen in den katholischen Gottesdienst in St. Michael. Es sind – gefühlt – noch weniger Menschen da als vor 2 Jahren.
Der Chor singt. Ich frage mich, ob auch er schräger geworden ist durch die Pandemie oder ob meine Ohren selbst hier empfindlicher geworden sind...
Mir tut diese Stunde singen, beten und zuhören nach wie vor gut, auch wenn ich mir dieses Mal kaum etwas von der Predigt merken kann. Die Übung fehlt!
Das schnelle und kleine Mittagessen ist eigentlich nur die Vorspeise für die Eisbecher, die wir uns danach im Nonnenhaus gönnen; ich glaube, es ist mein erster richtiger, großer Eisbecher seit 3 Jahren und ich habe tatsächlich ein bißchen mit ihm zu kämpfen.
An solchen Kleinigkeiten merke ich wieder, was in der Zwischenzeit alles passiert ist, auch wenn es gerade den Anschein macht, als wäre alles, wie früher, wie immer...
Im Anschluß radeln wir kreuz und quer durch den alten botanischen Garten und die Altstadt. Mir ist alles bekannt und trotzdem so fremd. Ich spüre, dass wir nun schon lange unterwegs sind und unheimlich viel gesehen und erlebt haben.
Spontan treffen wir uns am Abend mit Julia, Stephan und Junior zum Pizzaessen in der Marquardtei. Ich kann gar nicht sagen, wann wir das letzte Mal in dieser Zusammensetzung zusammen waren. Umso mehr genieße ich die Normalität, die dieses gemeinsame Essen vom Leben in Tübingen vermittelt. Wie wird es werden, wenn wir wieder ganz hier ankommen?
Der Anfang vom Alltag...
Im Gegensatz zu mir tut sich das Moggelchen scheinbar sehr leicht mit der Umstellung zurück in den Alltag. Am Montagmorgen geht er erneut in den Kindergarten, als wäre er nie weg gewesen. So ganz im „Jetzt“ zu sein ist schon eine bewundernswerte Kunst!
Währenddessen bekomme ich Besuch von Tante Claudi, die eine Freundin in die Uniklinik chauffiert hat und nun auf das Ende ihrer Untersuchung wartet. Auch mich kutschiert sie herum: Wir fahren zuerst zum Baumarkt und dann auf den Friedhof, um Talithas Grab anlässlich ihres Geburts- und Todestages am Mittwoch neu zu bepflanzen.
Gemeinsam sind wir schnell fertig und haben ein nettes Arrangement gezaubert.
Ich erinnere mich, dass wir letztes Jahr in Finnland einen Erdbeerkuchen auf ihren Festtag gegessen haben...
Den ganzen Nachmittag über bauen wir an der Lego-Eisenbahn, die das Kindchen am Vortag entdeckt und sofort in Beschlag genommen hat.
Der Dienstag ist ganz mit Haushalt und Erledigungen gefüllt. Höhepunkt ist der Besuch in der Stadtbücherei, bei dem ich mich mit neuen Reiseführern für den Westen Europas und das Moggelchen sich mit Was-ist-Was-Büchern eindeckt. Ob ich als Kind auch so wißbegierig war? Ich kann mich nicht daran erinnern...
Am Abend kommen Sandra und Lia zum Essen.
Voller Stolz zeigt der Moggelmann seiner Freundin die neue Eisenbahn, die inzwischen durchs Wohnzimmer fährt.
Jetzt auch noch krank...
Als der Besuch verabschiedet ist, klagt der kleine Mann über einen brummenden Kopf und möchte relativ rasch ins Bett. Mein Mama-Thermometer diagnostiziert eine erhöhte Temperatur, die über Nacht beobachtet werden sollte.
Während Tobias und ich noch einen Film anschauen, beginnt das Kind zu glühen und eindeutig zu fiebern. Genauere Aussagen kann das Mama-Thermometer leider nicht machen und rektal Fiebermessen macht der Moggel partout nicht. „Nein, ich will das nicht im Po!“.
Der Kindergartenbesuch für morgen und auch der Besuch von Oma Hanne, Opa Hans und Onkel Hans zum Geburtstagscafe sind auf jeden Fall gestrichen...
Schade! Aber einfach sicherer so...
Den ganzen 6.7. über liegt das Moggelchen im Bett und fiebert. Er möchte nichts essen, aber trinkt und trinkt und trinkt. Als ich das obligatorische Erkältungskrankheits-Programm starte, öffnet er kurz die Augen und meint: „Mama, mein Körper schafft das schon alleine!“
Wie gut, dass das Kind ein Gefühl für seinen Körper und auch ausreichend Vertrauen in dessen Fähigkeiten hat.
Ich starte das Programm aber trotzdem. Da wir nur pflanzliche Mittel nehmen, kann ich damit vermutlich nichts kaputt machen...
Auch der darauffolgende Tag ist ein Bett-Tag. Das Fieber ist zwar weg, aber ein bisschen Rotznase und allgemeine Schlappheit sind dazugekommen. Wir hören also ein Hörspiel am anderen und lesen zwischendrin den zweiten Band der „Muskeltiere“ zu Ende, den wir erst in der Schweiz begonnen haben.
Neben Tee und Apfel, darf ich dem Patienten noch Gurke und Gruyere kredenzen. Letzterer wird in Erinnerung an unser letztes Reiseland und die Hauptfigur des Vorlesebuches verspeist. Natürlich nehmen wir uns vor, im Lauf der nächsten Wochen auch Picandou und Pommes des Terres zu kosten. Vielleicht im Käseland Holland?
Am Freitag ist der kleine Mann zwar schon wieder fit, hustet aber ein bisschen und ist noch nicht in Höchstform. So entscheiden wir uns einstimmig für einen weiteren Tag zu Hause.
Fleissig hilft er mir im Haushalt und entsteint Kirschen, die wir zu Marmelade und Kirsch-Grütze einkochen. Da wir ausreichend Früchte haben, können wir sechs hübsche, kleine Gläschen „Körschxäls“ für die lieben Erzieherinnen im Wald-Kindi füllen.
Wie praktisch, dass ich nicht arbeiten muss und mal wieder ganz und gar auf die Familienbedürfnisse eingehen kann...
Der nächste Tag ist unserem „geheimen Projekt“ gewidmet. Wieder völlig genesen, fahren wir mit dem Moggelchen schon am Morgen los, um Erkundigungen für mögliche Zukunftspläne einzuholen. Ob diese Idee je Wirklichkeit wird?
Praktisch veranlagt, wie wir sind, verbinden wir diesen Ausflug mit der Einladung zu Oma Monis Geburtstagsessen in Degmarn. Zusammen mit Tante Claudi, Chrissi, Opa Josef, Oma Moni und Alain verbringen wir einen schönen Abend mit leckerem Essen und – wie meistens – viel Gelächter.