· 

TEIL II: 18. WOCHE – SCHWEIZ: ALLES BEHINDERT!

26.06. - 02.07.2022

Hilfe aus der Heimat...

Sich mit Krücken in Malte zu bewegen ist fast unmöglich und Leiter steigen ohne Krücken ebenso. Aus diesem Grund bleiben wir möglichst lange im Bett, frühstücken dort unser Müsli und lesen dann alle Geschichten aus unserem Vorlese-Buch, die wir bislang noch nicht kennen. 

 

Ab 10.00 Uhr fragt mich das Kind im Viertelstunden-Takt danach, wie lange es noch dauert, bis endlich Hans und Papi kommen. Wir können es beide kaum erwarten und rufen irgendwann voll Ungeduld an: „Wo bleibt ihr denn?“ möchte der Moggel wissen und wird auf weitere 30 Minuten Wartezeit vertröstet...

 

Dann ist es so weit: Das graue Auto mit Böblinger Kennzeichen fährt in den Kreisverkehr und parkt wenige Minuten später neben uns. Ich bin wirklich froh, dass ich ab jetzt Unterstützung habe!

Nach einem ersten Austausch über die gestrigen Abenteuer und einer Besichtigung des naheliegenden Einstiegs in den Klettersteig, fahren wir ins Zentrum von Andermatt und stärken uns als spätes Mittagessen mit belegten Brötchen und Kuchen. 

 

„Überall muss ich nun dieses Gipsbein hinschleppen...“, grummele ich innerlich vor mich hin „und dann habe ich mir beim Abstieg mit den Wanderstöcken auch noch die Handinnenflächen aufgerieben, so dass nicht nur das Bein, sondern auch noch die Hände schmerzen. Mist, Mist, Mist!“ 

Aber es ist nichts zu machen: Damit muss ich nun leben, denn eine Spontanheilung wie vor einigen Tagen beim Moggelmann ist relativ unwahrscheinlich...

Das Moggelchen fährt bei Hans mit, während Tobias Malte und mich Richtung Emmetten steuert. 

 

Kurz bevor wir unser Ziel erreichen, sehen wir über dem Vierwaldstätter-See einen Gleitschirmflieger trudeln. Während ich mich noch über die ungewöhnlichen Bewegungen des Schirms wundere, zieht der Flieger die Reißleine und schon geht der Not-Fall-Schirm auf. Mit einem großen Platscher landet er im Wasser. 

Hoffentlich ist ihm nichts passiert! 

Ich kann vom Beifahrersitz aus gerade noch beobachten, wie ein kleines Motorboot zur Hilfe eilt.

Ankommen in Emmetten...

Unsere Ferienwohnung, die Hans für die kommenden 4 Tage angemietet hat, ist schön groß und bietet von der Terrasse aus sogar einen Blick auf das Wasser. Von jetzt ab, darf ich mich entspannt auf das Sofa legen und die Männer rackern und schuften lassen...

Den Montagmorgen verbringe ich liegend und lesend, während Hans, Tobias und der Moggel am späten Vormittag mit der Gondel zur Stockhütte fahren. Dort finden die Männer einen großen Spielplatz mit einem Trampolin, das das Kind sofort in Beschlag nimmt. Auch der Papa und der Onkel müssen herhalten und ihre Koordination unter Beweis stellen...

 

Am Nachmittag leistet mir Tobias dann Gesellschaft und die zwei dicksten Freunde ziehen allein los, um zuerst Beckenried zu Fuß und dann die Klewenalp mit der Luftseilbahn zu erkunden. 

 

Es ist ganz ungewohnt für mich, nichts tun zu können, aber ich versuche, es zu genießen...

Ganz Spontan...

Am Dienstag bekomme ich den ersten Lagerkoller: Ich muss raus! Wenigstens ein bißchen!

 

Wir fahren daher alle nach Beckenried und besichtigen die Kirche. Als im nahegelegenen Hafen ein Boot anlegt, entscheiden wir spontan, den See zu überqueren. In Vitznau angekommen, kaufen wir ebenso spontan gegenüber vom Hafen Tickets, um mit der dort abfahrenden Zahnradbahn auf den Rigi zu kommen. Weiterhin spontan gönnen wir uns auf dem Berg ein kleines Mittagessen und machen uns dann – dieses Mal nicht spontan – wieder auf den Rückweg nach Emmetten mit Bahn, Schiff und Auto.

 

So schnell wird aus einem geplanten, einstündigen Ausflug in die Kirche nach Beckenried ein spontaner Halbtagesausflug auf den Rigi!

Vergnügungen in und um Luzern...

Auch an unserem letzten ganzen Tag in der Schweiz hält uns nichts in der Ferienwohnung. Hans will Moggels Wunsch nach einem Besuch im Vergnügungspark erfüllen und mit ihm ins Schongiland nach Schongau fahren. Tobias und ich dagegen können unterwegs aussteigen und Luzern erhumpeln. 

 

Auf der kurzen Strecke, die ich so gehandicapt vorwärtskomme, finden wir einen netten Laden am anderen und dazwischen immer wieder niedliche Cafés. Die Schweizer haben wirklich Geschmack: Schöne Gebäude, ansprechendes Geschirr, umweltfreundliche Mode... es wirkt alles geradlinig und klar hier. Wären die Preise nicht so unverschämt hoch, könnte ich hier direkt heimisch werden!

Schließlich landen wir am Seeufer und warten dort auf unseren Abholservice. 

 

Der berichtet von einem schönen Aufenthalt im leider etwas in die Jahre gekommenen Vergnügungspark. Immerhin dürfen wir Bilder sehen und erfahren auch noch weitere Details, die sich vor allem um die Fahrten mit den Kettcars drehen.

 

Unser Abendessen direkt am Seeufer läutet schon das Ende des Kurzurlaubs in der Schweiz ein: Morgen früh heißt es „Ferienwohnung aufräumen“ und „nach Hause fahren“. 

 

„Uf Wiederluage, Du Land der Berge, Trinkflaschen, Pralinen und Messer!“

Allerlei Aufräumarbeiten...

In Tübingen angekommen führt mich mein erster Gang in den Garten: Wie geht es dem Buchs? Was machen die Rosen? Gibt es schon Himbeeren? 

 

Es ist alles in einem akzeptablen Zustand. Ich kann – sobald der Fuß wieder einigermaßen in Ordnung ist – beruhigt weiterreisen...

 

Da das Moggelchen am Freitag von Tobias auf der Fahrt zu einer Fortbildung zu Oma Hanne und Opa Hans gebracht wird, packe ich gleich für seine nächste Reise. Er freut sich so, die beiden endlich wieder zu sehen!

 

Bis die beiden Männer am Samstag Abend zurückkehren, habe ich in der Loretto-Klinik die Gipsschiene gegen einen Tape-Verband getauscht und die Zeit – nun das Bein schon belastend – für Aufräumarbeiten an mir, in Malte, im Garten und in der Wohnung genutzt.