29.05. - 04.06.2022
BUON GIORNO...
In vollständiger Dunkelheit fahren mit unserer Fähre von Grimaldi Lines Richtung Palermo. Nur die Lichter der Stadt leuchten uns entgegen und zeigen so den Weg zum Hafen. Das Moggelchen ist hellwach, während ich gerne noch 2 oder 3 Stunden geschlafen hätte, denn um 4 Uhr aufzustehen bin ich ohne meine Arbeit gar nicht mehr gewöhnt.
Während die Sonne aufgeht, fahren wir durch die menschenleere Stadt. Es geht ihr wie mir: Auch sie ist erst am Aufwachen...
In der Nähe des Flughafens kann ich mich nochmals hinlegen und ausruhen, bevor wir um 8.00 Uhr Tante Claudi und Oma Moni abholen.
Eine ganze Woche haben wir nun zusammen auf Sizilien vor uns und ich bin sehr gespannt, wie wir in dieser Zeit die Bedürfnisse von 3 Generationen unter einen Hut bringen.
Diese Herausforderung ist nämlich im Rahmen unserer Reise neu für mich!
Nach unserer freudigen Begrüßung beginnen wir gleich mit unserem Freizeitprogramm: Erste Station ist Trapani an der Westküste Siziliens. Von dort fahren wir mit der Seilbahn in das mittelalterliche Bergdorf Erice, das laut Reiseführer der schönste Ort der Insel ist. Im Strom der Touristen bummeln wir ein wenig durch die Gässchen, schauen in diese oder jene offene Kirche, bewundern die handbemalten Keramik-Souvenirs und lassen uns das hier typische Mandel- und Marzipan-Gebäck schmecken.
Auf dem Weg nach San Vito Lo Capo, das wir uns als Basisstation für die nächsten zwei Tage ausgesucht haben, halten wir mehrmals, um den wunderschönen Ausblick auf den Monte Cofano, das Meer und die gelb und rot blühenden Kakteen zu bewundern.
Auf einem der Parkplätze können wir dabei sogar noch einem Korb- und Hutmacher beim Handwerk über die Schulter schauen...
Drachenversammlung...
Als wir am Zielort ankommen, wartet schon die erste Überraschung auf uns: In San Vito Lo Capo wird seit mehreren Tagen das internationale Drachen-Festivals Aquiloni gefeiert. Die Straßen sind so voll mit Autos und Menschen, dass kein Durchkommen zum Hotel von Tante Claudi und Oma Moni ist. Schließlich parken wir und laufen den Rest.
Gleich nach dem Einchecken treibt uns dieses Fest aber wieder auf die Straße, denn was es an den vielen Ständen und unter den Schirmen zu sehen gibt, wollen unsere neugierigen Nasen doch auch wissen. Gemütlich schlendern wir die Straße entlang und halten die Augen offen...
Am Strand, der keine 200 m vom Hotel entfernt ist, liegen die Italiener wie die Sardinen in der Dose und bestaunen, was am Himmel seine Kreise dreht: Riesige Drachen, Gleitschirm-ähnliche Drachen, Lenkdrachen, einfache Drachen, wild flatternde und ruhig schwebende, bunte, schlichte – alle Arten von Drachen, die man sich nur vorstellen kann.
Wir schauen dem Treiben eine Weile gebannt zu und gönnen uns dann zur Erholung von dieser Anstrengung ein großes und leckeres Eis. Da wir heute Nacht alle ein bisschen mehr Schlaf als in der letzten Nacht gebrauchen können, ist das schon unser letzter gemeinsamer Tagespunkt. Oma Moni möchte ein wenig die Füße hochlegen und wir brauchen dringend noch Zeit, um uns um Malte zu kümmern...
Wassernotstand...
Beim Kümmern habe ich wohl den Wasserstand falsch eingeschätzt. Als ich vor dem Schlafen gehen noch dusche, geht mir das erste Mal das Wasser aus – zum Glück ist das Duschgel schon abgespült! Bei allem, wofür wir sonst noch Wasser brauchen, kann ich eine Weile improvisieren.
Der erste Job am nächsten Morgen – nach dem Anziehen und Frühstücken – ist, eine Möglichkeit zum Wassertanken zu suchen. Dank park4night werden wir in einem Hostel fündig und dürfen dort kostenlos den Tank füllen (siciliantimbuktu.com). Danach müssen wir im Supermarkt auch die Wasservorräte für uns auffüllen, denn es ist bereits am Morgen unglaublich heiß und wir werden schwitzen, schwitzen, schwitzen...
Heissgelaufen...
Gegen 10 Uhr gabeln wir Tante Claudi auf und fahren in das Riserva Naturale dello Zingaro. Während Oma Moni heute einen Strandtag einlegt, wollen wir dort wandern. Der Park ist sehr gepflegt und bietet unterschiedliche Routen: Hoch oben in den Bergen, auf mittlerer Höhe und unten am Strand. Die verschiedenen Wege kann man miteinander kombinieren oder auch von einem auf den anderen wechseln.
Wir nehmen uns die Route auf mittlerer Höhe vor und planen auf dem Rückweg den Strandweg zu laufen. Zwischen Palmen und Sträuchern geht es auf erdigen Wegen relativ schnell steil bergauf. Die Sonne scheint unerbittlich auf uns herunter und es gibt kaum Schatten. Bald wird uns klar, dass wir unsere Pläne ändern müssen und so wechseln wir schon nach der Hälfte der ursprünglich angedachten Strecke auf den Strandweg.
Heiß gelaufen freuen wir uns auf die Badebuchten, die wir auf diesem Weg passieren. Das Wasser leuchtet so türkis, dass man kaum widerstehen kann und die Abkühlung im Meer tut nach der anstrengenden Route unheimlich gut.
Am späten Nachmittag kommen wir San Vito Lo Capo an und holen Oma Moni an ihrem Liegestuhl ab.
Gemeinsam gehen wir zuerst ein Eis und dann zu Abend essen. Fast schläft das Moggelchen mit den Spaghetti im Mund am Restauranttisch ein. Die Kraft reicht gerade noch für eine Dusche bis uns die Augen zufallen.
Vier-Rad-Antrieb...
Am nächsten Morgen streichen wir die ursprünglich für den Dienstag geplante Wanderung um den Monte Cofano, da klar wird, dass Oma Moni eine derartige Strecke bei diesen Temperaturen nicht bewältigen wird. Selbst wir haben ja mit der Hitze zu kämpfen!
Stattdessen greifen wir die Wünsche unseres kleinsten Gruppenmitgliedes auf und buchen ein keine-Ahnung-wie-das-heißt, mit dem wir zuerst zum Waschsalon und dann durch die Fußgängerzone fahren.
Ob es am Alter des Gefährts oder an dem unserer zwei Mitfahrer liegt, dass Tante Claudi und ich strampeln wie die Wilden, weiß ich nicht. Ich jedenfalls bin nach der einstündigen Radtour nass geschwitzt und freue mich umso mehr darauf, dass wir im Anschluß in der kleinen Bucht Cala Tonnerella dell´Uzzo schnorcheln wollen.
Tierbeobachtungen...
Mit Wanderstöcken, Steinen und einem Leintuch bauen der Moggel und ich – natürlich nach seinen Vorstellungen – ein kleines Sonnendach. Da nicht alle darunter Platz haben, picknicken wir im Schatten der Felsen und stürzen uns dann mit Face-Shields und Flossen ausgerüstet in die Fluten.
Um Fische zu sehen, muss man hier noch nicht einmal schwimmen. Bereits in 10 cm Wasserhöhe finden Tante Claudi und ich verschiedene Sorten und nur etwa 10 m weiter kann man die schönsten, bunt schillernden Tiere entdecken. Wir sichten auch eine Qualle, vermissen aber Seeigel und Seegurken, die sonst überall im Meer zu sehen sind.
Bislang ist das der artenreichste und beste Schnorchel-Spot der Reise und ich bin völlig beseelt. Ganze 3 Mal gehe ich an diesem Nachmittag ins Wasser, während das Kindchen sich angesichts des Fischreichtums überhaupt nicht ins kühlende Nass wagt...
Schade! Da hat der kleine Mann wirklich etwas verpasst!
Am frühen Abend fahren wir nach Palermo, das wir am nächsten Tag besichtigen möchten.
Hopp-Hopp durch Palermo...
Von unserem Wohnmobil-Parkplatz mitten in der Stadt aus laufen wir zur nächsten Bushaltestelle, an der unser gebuchter Hop-on-hop-off-Bus hält. Dieser fährt an wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei und liefert über Kopfhörer in verschiedenen Sprachen – mehr oder weniger langweilige – Erklärungen dazu. Wir drehen eine komplette Runde und hüpfen dann an einem Markt aus dem Gefährt.
In einer engen, aber sehr langen Gasse, schlendern wir an Obst- und Gemüseständen vorbei und sehen Verkäufer, die sizilianische Spezialitäten, Kräuter, Spirituosen, Kleider – einfach alles, was das Herz begehrt – anpreisen. Endlich entdecke ich auch die Frucht wieder, die wir in Portugal auf einer Wanderung entdeckt haben und die ich gerne probieren möchte. Unter Anleitung des Händlers schäle ich die japanische Mispelfrucht (beziehungsweise Nespole) und teile sie schwesterlich mit Tante Claudi. Sie erinnert mich ein bisschen an eine Litschi, schmeckt aber eher nach Orange.
Wir sind uns schnell einig, dass unser Gaumen das heimische Obst vorzieht...
Nach einem Abstecher zur Kathedrale Palermos laufen wir zurück zur Bushaltestelle und versuchen dann mit verschiedenen Linienbussen möglichst nahe zu Malte zu kommen. Es dauert ein wenig, bis wir ankommen, aber dennoch wird uns die Wahl dieses Transportmittels von Oma Monis Beinen im Stillen gedankt.
Vulkanausbruch...
Nun geht es weiter zur Ostküste der Insel: Für die kommenden zwei Nächte fahren wir nach Acireale, in die Nähe des Vulkans Ätna. Dort hat Tante Claudi eine Ferienwohnung gebucht, in der auch wir unterkommen dürfen. Über drei Stunden sind wir auf der Autobahn unterwegs und dem Moggelchen fallen am Ende schon die Augen im Kindersitz zu.
Früh am nächsten Morgen stehen wir auf, denn Tante Claudi und ich haben eine geführte Tour auf den Ätna gebucht. Wer den für alle zugänglichen Bereich des Vulkanberges verlassen will, darf dies nur mit Guide tun. Aus Sicherheits- und Geschäftsgründen...
Mit einer Gondel fahren wir auf etwa 2100 m Höhe und laufen dann über erkaltete Lava auf 2900 m bergauf. Dabei passieren wir mit Lavaasche bedeckten Schnee, eine Art Lava-Schlucht, durch die wir uns hindurchzwängen, einen deutlich als solchen erkennbaren Lavastrom von einem der letzten Ausbrüche und verschiedene Stellen, an denen man noch dampfende, warme Steine sehen und teilweise auch berühren kann.
Da seit mehreren Tagen Warnstufe Rot ausgerufen ist, können wir uns dem aktiven Krater nicht wirklich nähern, aber auch aus der Ferne ist der dampfende Berg sehr beeindruckend. Auf dem Rücken eines inaktiven Kraters machen wir Pause und steigen dann durch Lava-Geröll hüpfend wieder ab.
Eduardo, unser Bergführer, erklärt uns unablässig die Besonderheiten des Ätna. Unter anderem ist der Berg – in seinen Worten – ein „Ladybag-Paradise“. Ich rätsele ein Weilchen, was er damit meint: Ein Handtaschen-Paradies?
Schließlich sehen auch wir die vielen, vielen Marienkäfer, die sich zwischen den kleinen und insbesondere unter den größeren Lava-Steinen tummeln. Da es hier viele Insekten und keinen der natürlichen Feinde der Glücksbringer gibt, können sie auf dem Ätna ungestört leben und sich entsprechend vermehren.
Am Ende der Tour sehen wir aus der Ferne den aktuell ins Tal fließenden Lavastrom. Tagsüber ist er nur am Dampf erkennbar, aber Edo sichert uns zu, dass wir ihn von unserer Unterkunft aus bei Nacht leuchten sehen können. Das werden wir selbstverständlich überprüfen...
Nach einem leckeren, in Teamwork selbstgekochten Abendessen haben wir tatsächlich das Vergnügen rote Lava zu beobachten...
Einfälle und Reinfälle...
Auf dem Rückweg nach Palermo möchten wir einen Abstecher in die Alcantara-Schlucht machen. Gleich in zwei unserer Reiseführer werden die außergewöhnlichen, vom Wasser ausgewaschenen Lava-Gesteinsformationen erwähnt. Außerdem gibt es dort anscheinend neben den 236 Treppenstufen, die in die Schlucht führen, auch einen Aufzug, um nach unten zu kommen. Dann planen wir eine kleine Wanderung in die Schlucht zu machen, die Tante Claudi im Internet aufgestöbert hat.
Alles scheint also wie gemacht für unsere Umstände und ich freue mich auf die gemeinsame Tagesgestaltung...
Am Ziel angekommen werden wir allerdings von der Realität überrascht: Aufzug und Treppe führen zwar zu einem Badeplatz am Ende einer Schlucht, aber den haben bereits viele Besucher in Beschlag genommen. Die Schlucht selbst dagegen ist nur mit Wasserschuhen durch teilweise hüfthohes Wasser zu begehen. Nicht einmal eine Hand voll der Anwesenden ist dafür ausgerüstet, wir inbegriffen. Die Wanderung, die Tante Claudi entdeckt hat, ist dagegen – nach einer Überprüfung mit Google – gar nicht hier, sondern weitere 10 Minuten Autofahrt entfernt und so, wie es auf den Karten aussieht, streift sie die Schlucht nur kurz.
Ein Reinfall also!
Oder schlechte Beschreibungen in den Büchern?
Oder unaufmerksames Lesen und zu hohe Erwartungen unsererseits?
Ich nehme mir vor, nochmals nachzulesen - irgendetwas ist hier ja offensichtlich falsch gelaufen!
Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen:
Tante Claudi und ich strecken zumindest unsere Füße ins kalte Nass, während Oma Moni sich sofort ins Restaurant absetzt. Dann kämpfe ich mich in Bikini und Turnschuhen 200 m durchs Wasser, damit wenigstens eine von uns die Schlucht auch von innen gesehen hat. Das Moggelchen filmt, wie mich die relativ starke Strömung an den Ausgangspunkt zurückträgt und zum Abschluss gehen wir zu Oma Moni, um wenigstens zusammen ein Eis zu essen.
Die Fahrt nach Cefalu versüßen wir uns zum Ausgleich für diesen vormittäglichen Flop mit unseren Lieblingsliedern.
Auch der Bummel durch Cefalu lässt uns den Vormittag schnell vergessen: Das Städtchen mit seinen gelb leuchtenden Häusern liegt wunderschön am Meer und hat eine arabisch anmutende Kathedrale mit einem fantastischen Mosaik im Inneren. In den schmalen Gassen reihen sich die hübschen Boutiquen aneinander und in den Seitensträßchen stehen die Stühle der Restaurants einladend im Freien.
Bei endlich laueren Temperaturen probieren wir unzählige Kleider, shoppen Schuhe, wagen den Kauf außergewöhnlicher Ohrringe und gönnen uns zur Krönung des Abends sizilianische Spezialitäten. Ich habe mit einem Thunfisch-Filet in Sesam gebraten und mit Käse überbackenen Auberginenscheiben eine hervorragende Wahl getroffen!
Für mich ist Cefalu die mit Abstand schönste Ortschaft, die ich auf dieser Reise bislang in Italien besucht habe...
Glück im Unglück...
Für die Nacht fahren wir noch etwas weiter: Unsere Ferienwohnung liegt mitten in den Bergen bei Castelbuono. Da es schon dunkel ist, wird der Weg dorthin mühsam: Mehrmals verpassen wir die kleinen Abbiegungen und müssen wenden oder Umwege nehmen, bis wir endlich ankommen; dann muss das Moggelchen während der Fahrt mehrmals austreten und schließlich fällt der Hänger vom Fahrradträger und schleift eine Weile hinter uns her, bis wir es schließlich bemerken...
Dafür haben wir am nächsten Morgen eine fantastische Aussicht beim Frühstück auf der Terrasse.
Zum Ausgangspunkt unserer letzten gemeinsamen Wanderung führt uns Google über extrem steile und enge Sträßchen. Ich bin kurz davor, die Fahrt abzubrechen, weil ich fürchte, Maltes abgeschrubbten Vorderreifen zu viel zuzumuten.
Als sich herausstellt, dass die letzten 5 km bis zum Wanderparkplatz nur noch Schotterstraße sind und zusätzlich ein Verbotsschild den Straßenrand ziert, halte ich an. Das schaffen wir nicht! Selbst mit viel gutem Willen nicht...
Wir steigen aus und begutachten Maltes Zustand.
Ist noch alles in Ordnung mit unserer lieben Lady nach diesen Straßen?
Nein, ist es nicht!
Ich entdecke, dass der rechte Vorderreifen ziemlich, aber noch nicht ganz platt ist. So ein Mist!
Immerhin stehen wir schon am Straßenrand und haben noch Empfang. Ich rufe also den ADAC an, der erst 30 Minuten Personalien und andere Informationen abfragt, um mir dann mitzuteilen, dass mein Gefährt zu groß ist, um in den Dienstleistungsbereich zu fallen. Komisch, dass mir das beim Anruf Anfang März nicht mitgeteilt wurde, wo ich an der Mitgliedschaft noch Änderung hätte vornehmen können...
Wir sind also auf uns gestellt
- mit unserem Platten
- an einem rund 3,5 Tonnen schweren Wohnmobil
- an einem Samstagmittag
- auf einer einspurigen Straße
- im Nirgendwo
- in den sizilianischen Bergen
- ohne Italienisch-Kenntnisse...
...aber mit Internet!
Zuerst machen wir es uns gemütlich und überlegen.
Dann müssen Tante Claudi und ich kurz schreien.
Und dann lachen.
Ich rufe zum Stoßgebet auf: Jetzt können wir jede himmlische Hilfe gebrauchen!
Wie erreichen wir nun den Flughafen? Müssen wir die Fähre stornieren? Woher kommt ein Abschleppwagen? Und wo und wann könnten neue Reifen aufgetrieben werden?
Was für einen Rattenschwanz so ein kleines Loch mit sich bringen kann!
Aber wir werden schneller als je gedacht erhört:
Tante Claudi schreibt der Besitzerin unserer letzten Unterkunft, die uns weitervermittelt an eine hiesigen Reifenhändler. Dieser meldet sich sofort bei uns und kommt – noch bevor der vom ADAC informierte Abschleppwagen überhaupt bei mir anruft – vorbei, um sich den Schaden anzusehen.
Seiner Meinung nach könnten wir Glück haben: Er werde versuchen den Reifen zu flicken, so dass wir zumindest bis zum Festland kommen, um in Rom neue Reifen zu bekommen.
Juhu!
Ich storniere mit Freuden den Abschleppwagen und kündige in Gedanken gleich noch meine Club-Mitgliedschaft. Und im Anschluß daran schicke ich ein dickes, fettes Danke zu den Wolken...
Unser Retter in der Not fährt zurück zu seiner Werkstatt, kommt mit einem jungen Mann und einem großen Wagenheber wieder, baut das kaputte Rad aus, nimmt es mit und bringt es eine ganze Weile später wieder geflickt zurück. Für lasche 50 Euro bar auf die Kralle!
Wäre ich nicht so verschwitzt, würde ich diese beiden Männer feste umarmen und herzen! So aber belasse ich es bei einem sehr guten Trinkgeld auf den verlangten Preis...
Auf der Weiterfahrt erinnere ich mich an unsere Abschlepp-Aktion in Polen und stelle erneut fest, dass unbürokratische Hilfe in anderen Ländern viel leichter möglich zu sein scheint als in Deutschland.
Zuhause habe ich so viel Einsatz für Fremde noch nie erlebt...
Noch nicht mal für Bekannte ist das unter Deutschen gängig.
Oder habe ich vielleicht auch nur das falsche Umfeld? Wo ist uns diese natürliche Liebe zum Nächsten abhandengekommen?
Da Cefalu auf unserem Weg zum Flughafen liegt, halten wir ein weiteres Mal dort an und pflegen unsere beanspruchten Nerven. Mit Pizza, Eis, Strand und Bummeln – was sonst?
Wohlbehalten und mit großer Dankbarkeit für all die Bewahrung erreichen wir am Abend das Bed & Breakfast in Flughafennähe.
Ich bin mir nun sicher, dass wir es auch noch bis zum Reifenhändler in Civitavecchia schaffen!