15. - 21.05.2022
Luxusleben...
Unseren letzten Tag auf Korsika widmen wir ganz dem Besuch Bonifacios. Ähnlich wie Calvi liegt der alte Stadtkern auf einem Berg über dem Meer, während sich der Hafen und die neueren Gebäude vor den Mauern befinden.
Wir fahren mit Malte auf einen Parkplatz im Hafen und schlendern dann – nach einem Mittagessen in einem der Restaurants direkt am Wasser – durch die Läden in Richtung Altstadt. Ich finde eine kleine Boutique mit schönen Kleidern und Tobias animiert mich, mir eines der Einzelstücke zu kaufen. Das freut mich und ich versuche, meine Tendenz alles Schöne als zu teuer abzutun, zu unterdrücken.
So wird das Erinnerungsstück an Korsika ein weiteres Kleid – mein erstes aus reiner Seide. Es fühlt sich auf der Haut an, wie ein kühlender Wind, ein zartes Streicheln, ein kleines Nichts: Was für ein Luxus!
Etwas weiter beobachten wir rund eine Stunde lang eine riesige Yacht beim Anlegen. Als endlich alles vertäut ist, öffnet sich eine Klappe und eine weitere Yacht erscheint im Inneren der ersten. Wahnsinn! Eine Yacht in einer Yacht!
Sehr gerne hätten wir noch darauf gewartet, die Besitzer an Land gehen zu sehen, aber abgesehen von zahlreichem Personal war niemand zu sehen.
Von einer eigenen Yacht träumend streifen wir durch die kleinen Gässchen der Stadt und begnügen uns so lange (mit Sparen können wir ja schon mal anfangen...) mit einer Kugel Eis.
Dann suchen wir die Escalier du Roy d´Aragon, eine steile, schmale Felstreppe, die – mit wunderbarer Aussicht aufs Meer und die dort liegenden Schiffe – an den Felsen entlangführt. Kurz vor deren Schließung steigen wir Richtung Meer hinab und bewundern ein Kreuzfahrtsegelschiff, dessen vorwiegend amerikanische Gäste wir vorher beim Eisessen kennengelernt haben. Danach geht es zurück zu Malte, die die ganze Zeit geduldig auf uns gewartet hat.
Zum Glück sitzt Tobias am Steuer, als wir den Parkplatz verlassen und dabei einen dicken Feigenbaum rammen. Vier große Schrammen zieren nun die linke Seite des Alkovens. Aber auch für Malte gilt: Ein schönes Auto entstellt nichts!
Ein letzter kurzer Besuch im Pool des Campingplatzes ist ein würdiges Ende für unsere Zeit in Frankreich.
Ciao, Bella Italia...
Am Morgen schiffen wir auf der Fähre nach Sardinien ein, die uns innerhalb einer Stunde zur nächsten Insel und zum nächsten Land auf unserer Reise bringt. Kurz vor der Ankunft in Santa Terese di Gallura werden wir von zwei Delphinen begleitet. Dieses Mal schwimmen sie ganz nah an der Fähre vorbei, aber ich habe ausnahmsweise kein Handy griffbereit, um die Tümmler zu fotographieren.
Obwohl nur 17 km zwischen Korsika und Sardinien liegen, fühlt sich die Sonne in Italien gleich deutlich heißer an. Mangels eines Parkplatzes für Malte und angesichts der sengenden Hitze streichen wir die geplante Wanderung nach Capo Testa und legen uns stattdessen am Fuß der Halbinsel für eine Weile an den Strand. Als uns selbst das zu heiß wird – das Moggelchen weint vor Schmerz beim Berühren des Sandes mit den nackten Füßchen – geht es weiter zum Standort für die nächsten Tage.
Auf dem – laut Reiseführer – teuersten Campingplatz der Insel, dem Camping Isola de Gabbiani bei Porto Pollo, der sich fast über die ganze kleine Halbinsel am besten Surf-Kite-Spot Sardiniens erstreckt, nächtigen wir während unseres Kite-Kurses.
Ich bin unheimlich gespannt auf diese mir neue Sportart.
Unsere erste, richtige Urlaubsliebe...
Umgeben von deutschen und schweizerischen Campern finden wir schnell Anschluss bei einer Familie aus Halstenbek bei Hamburg. Ersten sind die Kinder in Moggelchens Alter und ebenso zuckersüß, wie er und zweitens hat diese Familie tatsächlich das gleiche Wohnmobil, wie wir. Es gibt also auf jeden Fall Themen, um ins Gespräch zu finden...
Da unsere erste Unterrichtsstunde wegen zu wenig Wind auf den nächsten Tag verschoben wird, können wir in aller Ruhe Tisch, Stühle, Markise, Fahrräder, Stand-Up-Paddle-Board und Legokisten auspacken und in Beschlag nehmen.
Am Nachmittag umrunden wir mit dem Paddle-Board die Halbinsel.
Die beiden Männer rudern und ich schnorchle neben den beiden her. Ich sehe viele Tiere: Weiße flache Fische, welche mit braunen Längs- und andere mit Querstreifen, kleine schillernde Fischlein, Muscheln, Seeigel, Seegurken, zwei orangene Seesterne und schließlich zwei wunderschön blau und gelb leuchtende Fische, die ich bislang noch nie gesehen habe und auch nicht im Internet finde.
Als wir am Strand ankommen, treffen wir auf unsere Camping-Nachbarn. Der Moggelmann spielt so intensiv mit deren Bübchen, dass wir bis zur Abendessenzeit bleiben, um die Kinder nicht im Spiel zu unterbrechen...
Der Mittwoch beginnt so gemütlich, wie der Dienstag endete: Wir frühstücken, hängen rum und ich beende tatsächlich den ersten Roman dieses Reiseteils. Ich weiß nicht, warum ich dieses Mal so selten zum Lesen komme. Überhaupt bleiben bislang meine ganzen Routinen auf der Strecke!
Um 12.00 Uhr startet Moggelchens Schnupperstunde beim Windsurfen. Leider spricht der Lehrer nur Englisch, so dass ich übersetzen muss und die beiden nicht sofort einen Zugang zueinander finden. Dennoch stellt sich das Kindchen geschickt an und steht bald auf dem Brett. Nach 40 Minuten hat er aber genug, denn jetzt wird es ihm durch den zunehmenden Wind zu schnell...
Da unser Kurs in absehbarer zeitlicher Nähe beginnt, essen wir einen kleinen Snack in der Strandbar und laufen dann zum anderen Ende der Bucht, das für die Kite-Surfer reserviert ist. Dominik aus Österreich bringt uns in einem Crash-Kurs die notwendige Theorie näher und übt dann mit uns am Strand den Gleitschirm zu lenken. Wir drei hören aufmerksam zu und versuchen seinen Anweisungen zu folgen.
Ich finde es richtig kompliziert, den Kite in der Luft zu halten und kontrolliert zu lenken. Gefühlt macht der Schirm, was er will und nicht das, was ich beabsichtige... Hier sind wohl viel Geduld und Übung gefragt! Wie wir nach 3 Kurstagen auf dem Brett stehen sollen, ist mir allerdings schleierhaft – dass das möglich ist glaube ich erst, wenn ich es selbst erlebe...
Um das Lenken nochmals zu üben, packen wir im Anschluss an die Stunde unsere Drachen aus. Ich lasse Tobias wohlweislich den Vortritt – ich muss mich heute nicht nochmals mit meinen Flugkünsten blamieren!
Als das Kindlein im Bett ist, setzen wir uns noch kurz zu Kerstin und Hanni. Wir sind zwar Weinmuffel, aber man kann den Nachbarn ja auch nur die Chips wegknabbern.
Reicht völlig zum Abschluss eines gelungenen Tages, finde ich...
Erneute Flaute...
Am Donnerstagvormittag ist es fast windstill. Wir warten bis kurz vor Unterrichtsbeginn auf eine Nachricht, ob wir überhaupt kommen sollen und behalten mit unserer Vorahnung recht: Die Kite-Surf-Stunde wird auf den nächsten Tag und einen anderen, hoffentlich windigeren Spot in der Nähe von Posada, verschoben.
Da die Hälfte des Tages nun schon um ist, reicht die Zeit für einen Ausflug auf die Maddalena-Inseln leider nicht mehr. Schade, denn ich hätte gerne dieses Naturreservat gesehen und eine Radtour über die Deichstraße zu der anscheinend noch schöneren Insel Caprera gemacht.
Als Ersatz fahren wir zumindest nach Palau, um unsere Essensvorräte aufzustocken. Außerdem brauchen wir dringend einen Sonnenschirm für den Strand, denn Tobias gleicht farblich fast schon einer Bockwurst beziehungsweise dem dazugehörigen Ketchup...
Beides können wir in dem klitzekleinen Städtchen zwar erledigen, aber zu mehr ist die Häuseransammlung nicht zu gebrauchen. Enttäuscht machen wir nach 15 Minuten „Stadtbummel“ kehrt und gehen lieber zurück zum Campingplatz und an den Strand.
durchgespült...
Bis zum Spot für die nächste Kite-Stunde fahren wir am nächsten Morgen fast zwei Stunden Richtung Süden. Um die Mittagszeit kommen wir an und Tobias kann sofort beginnen: Neoprenanzug, Bauchgurt, Schwimmweste und Helm anziehen, kurze Einführung in die Bewegungsaufgabe und dann ab ins Wasser.
Das Moggelchen und ich beobachten Dominik und den Papa so gut es geht vom Strand: Der Kite wackelt hin und her, die beiden wechseln immer wieder die Position, der Schirm fällt ins Wasser und irgendwann kommen die beiden weit weg von uns ans Ufer...
Ich strenge mich gedanklich wirklich an es zu erkennen, aber muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe, was da gerade geübt wird!
Da es aussichtslos ist, etwas von Tobias Unterricht mitzukriegen, ziehen sich das Kindchen und ich für ein Strandpicknick unter unseren Sonnenschirm zurück. Dann sammeln wir ein paar Muscheln und graben ein wenig im Sand.
Schnell ist es 14 Uhr und ich bin dran. Wie Tobias übe ich mit Dominik den „Body-Drag“, also das sich vom Schirm ohne Brett ziehen lassen, um im Zickzack zu einem bestimmten Punkt im Wasser zu gelangen. Hört sich einfach an, ist es aber nicht!
Immer wieder fällt auch bei mir der Kite von der einen zur anderen Seite und ich werde kräftig vom Wasser durchgespült. Aber: Wenn es dann mal klappt, macht es richtig Spaß...
Nach 2 Stunden bin ich platt, aber eigentlich heiß auf die nächste Unterrichtseinheit. Vor allem das Zurücklaufen am Strand strengt an und ich merke schon die aufkommenden Kniebeschwerden. Für Kaffee und Eis schicke ich meine zwei Lieben daher an die Strandbar – ich muss mich erst kurz hinlegen, bis ich nachkommen kann.
Bevor wir alle gemeinsam zum Parkplatz zurückgehen dürfen, muss der Moggel noch die begonnene Sandburg fertig bauen. Dann aber brauchen wir dringend eine Stärkung in Maltes Bauch: Kiten, Sandeln und Sonnenbaden waren ganz schön anstrengend!
Sich Weiterentwickeln...
Offensichtlich kann Tobias – da er am nächsten Tag bereits abfliegt – nicht an der dritten Kurseinheit teilnehmen. Das ist echt blöd; insbesondere, da wir von Anfang an schon 2 Tage Puffer für diesen Fall eingeplant hatten... Ich bin enttäuscht! Sollen wir gemeinsam ein anderes Mal weitermachen? Oder soll zumindest ich die letzte Stunde noch machen?
Tobias ermutigt mich, meine Sorge um andere loszulassen und ganz egoistisch zu sein. Das heißt: Wir übernachten heute in Tavolara, ich bringe ihn morgen früh zum Flughafen und fahre dann für eine dritte Stunde am Nachmittag nochmals nach Porto Pollo.
Wow! Das ist fast so eine große Herausforderung für mich, wie in Slowenien ohne ihn Gleitschirm zu fliegen. Aber ich will mich ja weiterentwickeln und vielleicht bedeutet das bei mir, mein Harmoniebedürfnis immer mal wieder unerfüllt zu lassen und stattdessen Selbstfürsorge zu üben!
Good Bye, my lover, good bye, my friend...
Um 10.00 Uhr möchte Tobias am Flughafen sein. Wir starten am nächsten Morgen also früh und ohne unnötiges Bummeln in den Tag. Da gleich neben dem Flughafengelände in Olbia verschiedene große Läden sind, fahren wir so los, dass noch Zeit für einen gemeinsamen Einkauf bleibt. Ich brauche dringend ein neues Netzteil für den Computer und Nathanael Ersatzbadehosen, denn leider haben wir die tolle Adidas-Hose von Oma Moni mit dem aufgenähten Seepferdchen irgendwo verloren und die anderen sind alle klein geworden.
Mit dem Netzteil sind wir leider erfolglos. Für dieses nicht ausgegebene Geld bekommt das Kindchen einfach noch ein neues Badeshirt und einen breitkrempigen Sonnenhut. Wir vertragen beide keinerlei Sonnencreme und das ist eine sehr sinnvolle Alternative...
Dann heißt es Abschied nehmen: Weil Malte zu dick ist für die Parkplätze am Flughafen, bleibt uns nichts anderes übrig, als Tobias entweder eine längere Wegstrecke laufen oder in aller Schnelle irgendwo aussteigen zu lassen. Wir entscheiden uns für letzteres, aber trotz der Kürze wird es nicht schmerzlos. Ich muss ein kleines Tränchen verdrücken...
So gut haben wir uns aber auch schon lange nicht mehr verstanden. Es war eine durchweg schöne gemeinsame Zeit!
Wir haben es mal wieder geschafft aus Mist Rumkugeln zu formen...
Im Zentrum von Olbia machen wir einen kurzen Stop beim Apple-Store für das Ladegerät und flitzen dann zurück zum Campingplatz der letzten Tage. „Unsere Hamburger“ habe ich schon informiert und ich freue mich darauf, sie nochmals zu sehen.
Ganz unkompliziert kann ich das Moggelchen während meiner letzten Kite-Stunde bei den netten Nordlichtern am Strand lassen. Sie spielen so schön zusammen, dass ich theoretisch den ganzen Tag wegbleiben könnte...
Mir reichen die 2 Stunden aber völlig aus, denn heute üben wir Body-Drag mit Brett. Das heißt: Ich soll den Schirm beherrschen, das untergeklemmte Brett kontrollieren und dann bitte noch den Überblick über die Gesamtsituation auf dem Wasser behalten. Bei der Anzahl der Kiter ist das fast die größte Herausforderung.
Zum Glück erkennt aber jeder an meinem Helm, dass ich ein blutiger Anfänger bin, dem man möglichst aus dem Weg fahren sollte!
Ziemlich erschöpft mache ich uns am Abend noch startklar für die kommende Woche ohne Besuch: Wäsche waschen, Malte putzen, mögliche Aktivitäten planen, Route suchen, Reisebericht verfassen – das ganz normale Nomadenleben eben! Nur ohne Kleinvieh!