03. - 09.04.2022
Unerfüllte WÜNSCHE...
Endlich, endlich, endlich haben wir in Sesimbra, dem Hotspot für Delphine, eine Bootstour zum Delphine-Watching ergattert (Kajak: Vertente Natural – Boot: Daydream). Ich bin ein ganz aufgeregt, denn anscheinend sieht man die grauen Säuger hier mit einer Wahrscheinlichkeit von 99%!
Bei unserem Glück Tiere in freier Wildbahn zu sehen, ist diese Wahrscheinlichkeit auch dringend nötig...
Um 9.45 Uhr stehen wir also abfahrbereit in unsere Winterjacken und Mützen gemümmelt am Hafen und dürfen auch gleich in den kleinen Kutter einsteigen. Zu uns gesellen sich zwei Paare; eines aus Deutschland und das andere aus den USA. Mit dieser überschaubaren Besatzung starten wir und fahren zuerst die Küste entlang Richtung Setubal. Vom Boot aus können wir die Klippen des Parque Natural da Arrabida bewundern, auch wenn der Wind und die Wellen uns dabei das kalte und salzige Wasser ins Gesicht peitschen. Nach circa 45 Minuten warten wir das erste Mal mit abgeschaltetem Motor, aber alles bleibt still.
Mir schwant schon, dass wir erneut ohne einen Blick auf Delphine an Land gehen werden, aber noch will ich nicht die Hoffnung aufgeben.
Für den zweiten Halt fahren wir genau in die entgegengesetzte Richtung bis kurz vor das Kap Espichel, wo wir die Nacht verbracht haben. Auch hier warten wir aber vergeblich auf die menschenfreundlichen Springer.
Gerade als der Bootsführer wieder startet, ruft er: „A whale! Just in front of us!“ und schaltet schnell den Motor wieder ab. Tatsächlich sehen wir einen etwa 2 Meter hohen Blas und kurz darauf den grau-schwarzen Rücken eines Wals. Wow!
Wir warten noch eine ganze Weile, haben aber anscheinend sofort nach diesem kurzen Intermezzo die Spur des Tieres verloren, denn außer Wellen und Wasser ist nichts mehr zu sehen. Schade!
Zur Entschädigung schippert der Kutter auf dem Rückweg nahe an der Küste entlang. Die Felsformationen sind wunderschön und bergen immer wieder befahrbare kleine Höhlen und Tunnel. Am Praia do Ribeiro do Cavalo, dem anscheinend schönsten Strand Europas, halten wir etwas länger und dürfen einen Schluck süßen Wein kosten.
Spannend, wie anders der Strand vom Wasser aus aussieht, denn den Blick vom Strand habe ich von der Tour am Vortag noch gut in Erinnerung. Ein klein wenig bedaure ich die Kajakfahrer, die beim heutigen Wellengang noch zurück zum Hafen paddeln müssen. Der Wellengang ist kein Vergnügen in dieser kleinen Plastikschale!
Eingefroren und an jedem sichtbaren Stückchen Haut auch eingesalzen kommen wir wieder im Hafen an. Ein weiteres Mal ohne einen Delphin gesehen zu haben!
Bevor wir unsere fast zweistündige Fahrt nach Santiago do Cacem starten, wärmen wir uns gründlich mit einem warmen Essen bei aufgedrehter Heizung auf.
Auf der Fahrt bekomme ich Magenschmerzen und halte für eine kurze Pause an. Irgendwie bin ich nicht ganz fit. Auch nach einem Powernap geht es mir nicht wirklich besser.
Ich glaube, heute gehe ich zeitig mit dem Kindchen ins Bett...
Endlich wieder schwimmen...
Die Nacht verbringen wir in Santiago do Cacem auf einem kostenfreien Wohnmobilparkplatz. Tatsächlich lege ich mich früh schlafen, habe aber auch am nächsten Morgen noch Magenschmerzen. Ich habe mir wohl irgendetwas eingefangen.
Deshalb – und auch, weil es ziemlich kalt ist – bleiben wir noch etwas länger als sonst in unserem warmen Bettchen liegen, hören Hörspiele und wälzen Reiseführer.
Dann raffe ich mich doch auf und mache 45 Minuten Sport. Beim Laufen entdecke ich, dass wir direkt neben dem städtischen Schwimmbad parken und das darf dieses Mal nicht ungenutzt bleiben. Wir fragen, ob man für den Besuch des Bades einen Termin braucht, und haben Glück, denn um 11.00 Uhr ist noch etwas frei. Direkt nach dem Service an Malte können wir uns also ins warme Nass – 28°C – stürzen und haben sogar das ganze Kinderbecken nur für uns. Ich beschließe, dass wir auch die kommende Nacht hier verbringen und dieses tolle Morgenprogramm wiederholen!
Wir planen einen Safari-Park...
Für den Mittag habe ich ein Ticket für den Safari-Park Badoca gekauft. Ich bin gespannt, was uns hier erwartet und werde nicht enttäuscht. Der Tierpark ist kaum besucht – keine 20 Gäste kann ich während der 4,5 Stunden, die wir bleiben, zählen – und bietet viele verschiedene Tier-Shows. Zuerst können wir aus aller Nähe Schildkröten und Schlangen sehen, halten und streicheln. Dann streifen wir ein wenig zwischen den Gehegen umher, bis wir zur Raubvogel-Show können, bei der die Vögel so nahe an uns vorbeifliegen, dass einer davon das Kindchen sogar mit dem Flügel streift. Am Ende dieser echt tollen Vorführung dürfen wir eine riesige Eule halten und ebenfalls streicheln.
Beim Mittagessen besucht uns ein Pfau, dessen Gefieder in allen meinen Lieblingsfarben schillert. Ohne Scheu macht auch er eine Pause in unserer Nähe, bevor er mit einem Tisch als Absprunghilfe einen hohen Zaun überwindet und verschwindet. Dann hasten wir zur Affen-Show, die aber leider nur auf Portugiesisch ist.
Ich nutze die Zeit, um ein wenig zu entspannen, denn mein Magen rebelliert weiterhin...
Den Abschluss macht die eigentliche Tier-Safari, bei der man – im Anhänger eines Traktors fahrend – verschiedenste Tiere aus Afrika aus nächster Nähe betrachten und zum Teil auch berühren kann.
Wir sehen Vogelstrauße in ihren Nestern, Zebras, Giraffen, Antilopen, Büffel, Gnus... ich kann die Liste nicht vollständig wiedergeben, da es einfach zu viele verschiedene Tiere sind, die wir sehen. Ganz viele davon haben gerade erst Junge bekommen oder bekommen in den nächsten Wochen ihre Babys – unser Guide weiß viel zu erzählen und da wir nur zu dritt sind, können wir auch viele Fragen stellen.
Ich frage, ob die Rinde der Korkbäume nachwächst und warum auf allen abgeschälten Stämmen Zahlen stehen. „Ja, innerhalb von etwa 10 Jahren wächst die Rinde nach und wann diese Jahre um sind, wird durch die Zahl auf dem Stamm angezeigt“, so die Antwort.
Weiter kann ich mich erkundigen, was mit dem vielen Holz der Eukalyptuswälder passiert. Auch hier erhalte ich einleuchtende Informationen: Eukalyptus wächst sehr schnell und letztlich hoch. Für einen quantitativ, aber nicht unbedingt auch qualitativ, hohen Holzertrag ist also Eukalyptus ein geeigneter Baum. Daher also die vielen abgeholzten Bäume und die ebenso großen neu bepflanzten Flächen auf unserer bisherigen Reise.
Das Moggelchen ist sowieso völlig aus dem Häuschen: Seit wir den Safari-Park betreten haben, plant er schon an seinem eigenen herum. Die Idee einen Roman zu schreiben und eine bewohnbare Erdhöhle zu bauen sind damit „out“; „in“ ist jetzt der Safari-Park. Welche Tiere brauchen wir, welche sonstigen Einrichtungen werden gewünscht, wer übernimmt welche Aufgaben – sein Köpfchen rattert und rattert und das Göschlein hält nicht mehr still!
Völlig geplättet von den ganzen Eindrücken kehren wir am frühen Abend zu Malte zurück und fahren dann nochmals nach Santiago do Cacem, damit wir am Morgen ein weiteres Mal unser Fitnessprogramm absolvieren können. Ich glaube, dafür einen weiteren Strand zu opfern, ist die richtige Entscheidung. Strände haben wir noch genug in den kommenden Monaten...
Portugals Kork...
Definitiv war es die richtige Entscheidung zu bleiben, denn es regnet die ganze Nacht und auch den kompletten Vormittag. Sport im Freien können wir so zwar nicht machen, aber ausgiebig im Hallenbad schwimmen und tauchen ist natürlich dennoch möglich. Wir verlassen das Kinderbecken erst, als uns eine Gruppe Senioren zum Wassersport auf die Pelle rückt.
Ich bewundere, wie selbstverständlich in vielen Ländern Sportangebote für Senioren sind. Selbst im kleinsten Dorf findet man auf den öffentlichen Plätzen Sportgeräte und ältere Menschen, die diese nutzen...
Ganz selten kommt es vor, dass wir fahrend essen, aber heute ist so ein Tag. Wir ziehen direkt nach dem Baden los zum Monte Clerico in der Nähe von Aljezur, um dort auf dem Fischermen´s Trail eine Klippenwanderung in Richtung Arrifana zu machen. Unterwegs passieren wir kilometerlang Korkbäume. Selbst die Straßen sind – alleeartig – von Korkbäumen gesäumt. Sehr romantisch!
An der Kante...
Am Monte Clerico angekommen ist es kühl und windig, aber die Ausblicke aufs Meer sind phantastisch. Der sandige Weg führt durch eine lila und grün leuchtende Blumen- und Kräuterlandschaft, die wunderbar zum grau verhangenen Himmel passt. Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesen stimmungsvollen Bildern...
Unterwegs begegnen wir einem deutschen Pärchen, das mit Eseln wandert. Überhaupt treffen wir seit heute jede Menge Deutsche: Jeder Wohnwagen, jeder Van, der uns entgegenkommt, hat ein deutsches Kennzeichen; jedes größere, am Strand parkende Auto: deutsches Kennzeichen... Entweder ist es hier unheimlich günstig oder unglaublich schön.
Noch weiß ich nicht, welche der Vermutungen zutrifft!
Kurz bevor es auch hier zu regnen beginnt, kommen wir wieder bei Malte an und fahren – mit einem winzigen Halt, um den Wind am Strand für einen kurzen Flug mit dem Drachen auszunutzen – für die Nacht weiter nach Albufeira.
A Day at the Beach...
Mir ist kalt. Zu kalt, um am Morgen aufzustehen. Als ich dem Moggelchen mitteile, dass ich gar keine Lust habe, das warme Bett zu verlassen, schlägt er mir sofort vor, dass heute er das Frühstück macht und mir selbiges ans Bett bringt. Was für ein feines Kerlchen!
Es gibt Müsli mit Hafermilch und frischer Mango für mich und Maiswaffeln mit Nutella für das Bübchen. Wir genießen beides in die weiterhin warmen Federn gekuschelt...
Den Vormittag möchten wir nutzen, um am Praia da Lagoa bei Quarteira Muscheln zu sammeln, da dieser wunderschöne Strand im „Marcopolo Camperguide Portugal“ als Muschelsammlerparadies angepriesen wurde. Kilometerlang Sand, schöne rote Dünen, Pinienbäume im Hintergrund und eine kleine Lagune sind vorhanden und vermitteln auch einen ganz besonderen Flair, aber Muscheln – zumindest unbeschädigte, große – finden wir keine.
Trotzdem möchte das Moggelchen gerne bleiben und auch ich habe bei der heute endlich wieder einmal scheinenden Sonne nichts gegen einen faulen Tag am Strand. Wir lassen also den Drachen steigen, holen die Sandsachen aus der Heckgarage, sieben und matschen nach Herzenslust, picknicken zu Mittag, treiben etwas Sport und beobachten schließlich ausgiebig zwei Kitesurfer, die sich mit Wind und Wellen abmühen.
Erst am späten Nachmittag haben wir genug vom Lotterleben und fahren nach Faro. Dort können wir direkt neben dem Flughafen und am Eingang des Naturparks Ria Formosa übernachten. Ein spannender Spagat: Neben uns die schützenswerte Lagunenlandschaft, die zu den sieben Naturwundern Portugals zählt, und über uns der umweltschädliche Flugverkehr...
Ich bin gespannt, wie wir mit dem Flugzeuglärm schlafen, aber letztlich merke ich keinen Unterschied zu vielen anderen Nächten. Müsste ich zwischen Schnarchen und Flugzeugstarts wählen, würde ich ab heute aufgrund guter Erfahrungen lieber die Flugzeuge nehmen!
Geliefert wie bestellt...
Auf meiner „Wunschliste“ für den zweiten Teil unserer Europareise steht – neben „Delphinbeobachtung“ – auch „Flamingos sehen“. Laut Internet ist das hier möglich und so bin ich gespannt, ob wir denn endlich einmal bei unserer Tierbeobachtung in freier Wildbahn Glück haben.
Früh am Morgen schwinge ich mich daher aufs Rad und fahre mit dem Moggelchen im Schlepptau durch die Salinenlandschaft. Bereits nach 6 km ist es so weit: Wir sehen tatsächlich Flamingos! In freier Wildbahn!
Obwohl wir uns deutlich leiser als die Flugzeuge über uns bewegen, lassen sich die hübschen, zartrosa Vögel nicht aus der Nähe fotographieren, sondern suchen jedes Mal das Weite. Wir müssen uns also für den Rest unseres Lebens mit der Erinnerung, den Erzählungen davon und den Bildern aus der Ferne begnügen...
Über die Holzstege im Naturpark fahren wir weiter Richtung Quarteira und wählen dann für den Rückweg den Strand. Da der Sand zum Radfahren selbst ganz nah am Wasser zu weich ist, laufen wir viel und entdecken dabei, dass wir uns heute im am Vortag angekündigten Muschelsammlerparadies befinden.
Ich bin wieder und wieder erstaunt, wie wundervoll die Natur ist: Welche Formen und Farben und Materialien sie hervorbringt und welche Vielfalt sie bietet.
Selbst Hundekackwurst-Steine können mich begeistern... Ich gebe aber zu, dass ich gezögert habe, mit der Hand zu prüfen, ob es sich hier tatsächlich um festes Material handelt oder eher nicht...
Wieder bei Malte angekommen, überlege ich, was wir mit der verbleibenden Zeit bis Christians Ankunft am Freitag in Malaga nun noch machen. Alles, was ich über Huelva und Sevilla in meinen schlauen Büchern finde, spricht mich nicht an und für weitere größere (Halbtags-) Touren in irgendeinem Naturschutzgebiet fehlt die Zeit.
Auf dem Rücken der Pferde...
Schließlich entscheide ich mich dafür im Nationalpark Coto de Donana mit dem Moggelchen zu reiten. Mit einem Anruf prüfe ich, ob dies tatsächlich möglich ist und erhalte positives Feedback. Das freut mich sehr, denn bislang konnten wir nie zu zweit auf einem Pferd sitzen, was dazu geführt hat, dass das Kindlein ein paar Runden auf dem Pferderücken saß und geführt wurde und ich – aufs Reiten verzichtend – danebenstand. Heute also eine Premiere: Wir reiten beide und zwar auf dem gleichen Pferd!
Als ich im Navi den Standort der Pferdefarm angebe, zeigt sich, dass die Uhren in Spanien wieder anders ticken, als in Portugal: Wir kommen also nicht rund eine Stunde, sondern lediglich 4 Minuten vor Beginn der Tour am Zielort an. Die Spannung steigt, der Druck aufs Gaspedal ebenso: Werden die anderen Teilnehmer auf uns warten?
Punkt 17.58 Uhr parken wir vor einer Ranch mit mehreren Pferden und stellen fest, dass es keine „anderen Teilnehmer“ gibt. Der Fahrstress war also völlig umsonst und wir können zwei ganz exklusive Reitstunden mit Rafael genießen. Zuerst führt uns das Pferd in den Nationalpark und dann reiten wir in die Stadt.
Da ich diese Aktivität sehr kurzfristig eingeschoben habe, bin ich natürlich überhaupt nicht vorbereitet auf das, was mich erwartet: El Rocio ist eine kleine Stadt mit rund 1500 Einwohner und etwa 800 Pferden. Man findet dort keine befestigen, sondern lediglich breite Straßen aus Sand und Erde. Die meisten der Häuser stehen leer, denn die Stadt erwacht nur an Pfingsten zum Leben, wenn über eine Million Pilger die in der dortigen Wallfahrtskirche angesiedelte Madonna „Blanca Paloma“ verehren. Den Rest des Jahres lebt man in El Rocio, wie in einer verlassenen Westernstadt.
Ich fühle mich völlig aus der Zeit gefallen. Wie in der Malboro-Werbung. Auch weil Rafael – rauchend und mit Cowboy-Hut und -Stiefeln – diesem Bild entspricht. Dennoch ist er ein Gentleman der alten Schule. Er lädt uns ein, nach der Tour noch gemeinsam einen „Drink“ in der Bar zu uns zu nehmen und zeigt uns galant, wie wir mit Malte den Weg dorthin finden. Wir könnten direkt aus der Bar ins Auto fallen und schlafen gehen, wann immer es uns beliebt. Dazu sage ich natürlich nicht „Nein“, denn wann haben wir schon Kontakt zu Einheimischen?
Bei Hähnchenbrust, Salat und äußerst leckeren Speck-Käse-Kroketten erfahren wir ein wenig von Rafaels Leben und seiner Arbeit mit den Pferden. Ganz besonders stolz ist er auf ein Albino-Pferd, das er sein Eigen nennt.
Ich bin erstaunt, dass ich mich mit meinen wenigen Brocken Spanisch mehrere Stunden unterhalten kann. Aber Rafael ist auch äußerst geduldig mit mir.
Nach dem Essen ziehen wir uns zurück und schlafen tief und fest nach diesem abenteuerlichen Tag.
Am nächsten Morgen machen wir uns schick, denn unser neuer Freund möchte uns zum Frühstück einladen. Auch er hat sich ein wenig herausgeputzt mit einem frischen Hemd, einem feschen Tuch und einem Hut. Gern lassen uns bei der Auswahl des Essens von ihm beraten: Das Moggelchen endet mit einem Toast mit Erdbeermarmelade und frischem Orangensaft und ich bekomme geröstetes Brot mit Olivenöl, Tomatensoße und zartestem Schinken vom Iberico-Schwein und dazu einen heißen Tee Verde. Was für ein Start in den Tag!
Ich freue mich an der Gesellschaft von Rafael und fühle mich sehr geehrt, dass ein so netter, älterer Herr mir seine Aufmerksamkeit und Freundschaft schenkt. Wir tauschen natürlich unsere Telefonnummern und versprechen uns, uns gegenseitig ab und an Bilder zu schicken.
Zum Abschied begleitet er uns zum Wagen und es gibt eine herzliche Umarmung mit zwei Drei-Tage-Bart-und-Zigarrenduft-Küsschen auf die Wangen. „Hasta luego!“
Auf dem Weg aus El Rocio passieren wir eine kleine Lagune, in deren Wasser wir noch mehr Flamingos sehen, als am Vormittag. So gerne wäre ich an Pfingsten wieder hier, um die Stadt zu dieser Zeit zu erleben. Es muss ein fantastisches Spektakel sein!
Die Pure Langeweile...
Schnell flitzen wir nun nach Malaga, denn dort holen wir Christian vom Flughafen ab. Die nächsten 3 Tage bleibt er bei uns, um mit uns die Natur zu genießen.
Wie immer steckt die Stadt voller Tücken für uns: Wir bekommen aufgrund Maltes Ausmaßen am Flughafen partout keinen Parkplatz und müssen uns daher mit einigen Anrufen und Standortinformationen behelfen, bis wir uns schließlich an einer Tankstelle finden...
Gemeinsam füllen wir dann im Supermarkt noch den Kühlschrank auf und holen uns für die nächsten Wochen am Strand bei Decathlon ein Faceshield für mich. Jetzt können wir endlich gemeinsam schnorcheln!
Eine neue Sonnenkappe und eine etwas bessere Frisbee für das Kind sind auch noch drin.
In diesem Zuge sucht mir das Moggelchen gleich noch neue Socken aus, denn unter der Aufsicht meiner Herzensschwägerin musste ich 3 Paar meiner langjährigen Wegbegleiter entsorgen. Ich trage meine neuen "Malte-Socken" mit Stolz und meiner deutschen Nationalität entsprechend hochgezogen bis fast unter die Achseln.
Unsere verschwenderische Einkaufstour rechtfertige ich vor meinem schwäbischen Gewissen damit, dass der Sprit hier schließlich 20 Center günstiger war als bislang und wir unser Geld ja auch unter die Leute bringen müssen...
Unsere letzte Aufgabe, bevor wir die Stadt endlich wieder verlassen können, ist, einen Waschsalon zu finden. Diese Herausforderung kostet uns ganz schön Zeit, denn es mangelt – wie immer – an Parkgelegenheiten. Aus lauter Verzweiflung halte ich auf einer Sperrfläche und hoffe inständig, möglichen Konsequenzen zu entgehen.
Mein Plan geht auf: Unser Aufenthalt hat nur saubere Wäsche und einen fehlenden Kindersocken zur Folge...
Für die Nacht fahren wir Richtung Ardales, damit der Weg ins Wandergebiet am nächsten Morgen möglichst kurz ist.
Auf unserem Übernachtungsplatz machen Christian und ich am Morgen Frühsport. Etwas mehr Kräftigungs- und Dehnungsübungen zu machen habe ich mir ja schwer vorgenommen und zu zweit lässt sich Helga manchmal einfach besser domestizieren.
Dann packe ich es endlich an, das auseinanderfallende Heckgaragenregal zu reparieren. Die Schrauben des Gestänges haben sich im Lauf der Zeit anscheinend gelockert, so dass einige der Boxen in bedenkliche Schräglage geraten sind.
Zum Anziehen oder gar Austauschen der Schrauben muss man die komplette Heckgarage ausräumen und das Gestänge am besten zu zweit halten. Ich bin sehr froh, dass in Christian nun helfende Hände da sind. Zwar hat sich das Kind immer bereitwillig als Helfer zur Verfügung gestellt, aber die häufig doch sehr eigenen Ideen in seinem kleinen Köpfchen sind nur bedingt zielführend...
Außerdem ist es ein wahnsinniges Gefrickel die kleinen Schräubchen anzuziehen und dabei das Gegenstück im Gestänge nicht ständig zu verschieben. Ein mitfühlendes und immer wieder motivierendes, erwachsenes Gegenüber kommt da gerade recht...
Nach etwa 2 Stunden sind wir – trotz oder wegen der Hilfe des Moggelmannes? – fertig und mir fällt ein halbes Gebirge vom Herzen: Endlich sitzt wieder alles sicher an seinem Platz!
Bis zum Mittagessen spielen das Moggelchen und ich nun ausgelassen mit der neuen Frisbee, während Christian ein bisschen arbeitet.
Dann fahren wir Richtung „Caminito del Rey“. Diesen ehemalige Klettersteig zu begehen steht auf meiner „Spanien-Wunschliste“ ganz oben. Allerdings bin ich schon vor dem Eintritt in die Schlucht skeptisch, ob meine Erwartungen erfüllt werden:
1. Weil man sich mehrere Wochen vorher für eine Tour anmelden muss, was vermuten lässt, dass sie sehr überlaufen ist,
2. Weil man trotz des langen Vorlaufs kaum Information darüber erhält, was einen erwartet – also wo man parken kann, wo der Treffpunkt für die Tour ist, wie lange man vor Beginn möglichst dort sein soll etc. pp.,
3. Weil der ehemals anscheinend „gefährlichste Weg der Welt“ inzwischen ein von oben bis unten und von vorne bis hinten gesicherter Wanderweg ist und schließlich
4. weil erst Kinder ab 8 Jahren ihn begehen dürfen und ich das Moggelchen doch so gerne mitgenommen hätte.
Aber ich möchte nicht jammern, denn immerhin kann ich mir diesen Wunsch überhaupt erfüllen und habe eine zuverlässige und vom Kindchen schon sehnsüchtig erwartete Betreuung für die Zeit meiner Abwesenheit gefunden.
„Während Du wanderst, will ich mich mit Christian kräftig langweilen“, kündigt der Bursche an und Christian gibt sich alle Mühe, dieser Anforderung zu genügen.
Das einzige und letzte erhältliche Ticket, dass ich während Christians Aufenthalts in Spanien ergattern konnte, fiel auf eine geführte Tour am Samstag, 9.4.2022 um 16.00 Uhr. Mit fast 15 Minuten Verspätung komme ich am Eingang an, da nirgends ersichtlich war, dass zwischen dem im Internet ausgewiesenen Parkplatz und dem Eingang rund 2,5 km Wegstrecke liegen. Nachdem aber die Gruppen sowieso nicht nach gebuchter Uhrzeit, sondern eher nach Lust und Laune zusammengewürfelt werden, kann ich mich noch etwas vom Rennen erholen...
Ganz ähnlich – so erfahre ich – erging es der Dame, die neben mir steht. Sie erzählt mir, dass sie fast 1 Stunde zu spät war, da sie weder Parkplatz noch Eingang finden konnte und – wie bei mir auch – niemand auf Anrufe im Infocenter des Naturparks geantwortet hat.
Wir lachen herzlich über uns und die Lockerheit der Spanier im Umgang mit verspäteten Touristen. Schon bin ich nicht mehr ganz allein an diesem Nachmittag...
Nacheinander werden die Gruppen auf dem breiten Weg durch die Schlucht geschleust. Die Aussicht ist dabei wirklich phänomenal, aber ich empfinde die Atmosphäre durch die vielen Menschen, die Kontrollposten und die ganzen Absperrungen als deutlich gestört. Weniger Abenteuer ist kaum möglich – dabei hatte doch nicht ich, sondern das Kind Langeweile bestellt!
Am Ende der Schlucht bringt mich ein Shuttlebus zurück zu Malte und wir fahren zum Abschluss des Tages auf einem wundervollen Aussichtspunkt, an dem wir auch die Nacht verbringen. Während ich meinen kleinen Schatz ins Bett bringe, kann Christian einen bilderbuchmäßigen Sonnenuntergang genießen.