Liebe kann wachsen – das gilt nicht nur für Beziehungen zwischen Menschen, sondern auch für Länder. Ohne Kartenmaterial oder andere Informationen fällt mir die Orientierung in der Slowakei
anfangs besonders schwer, aber am Ende könnte ich noch länger bleiben.
Ich finde das erste Mal nichts, was ich mir als Erinnerung mitnehmen möchte. Sagt das nun mehr über die Slowakei oder mehr über mich aus?
Ein Land entdeckt man nicht an den Seiten der Autobahn, sondern im langsamen Fahren auf der Landstraße.
Das erste Mal auf dieser Reise begegnet mir Armut, wie ich sie aus Argentinien kenne: Menschen in völlig verdreckten Kleidern; Häuser, die kaum diesen Namen verdienen; Spielplätze, auf denen
gleichviel Straßenhunde herumtollen, wie Kinder und Menschen, die aus der Not heraus am Straßenrand in kaputten Schüsseln ihre selbstgepflückten Beeren und Pilze zum Verkauf anbieten...
Leben ist lebensgefährlich – hier scheint man noch nicht alles möglichst vollständig abzusichern, sondern lieber verantwortungsvoll mit dem Risiko umzugehen. Das verschafft mir etwas Kribbeln
und Unsicherheit, aber letztlich auch das Gefühl von Mut.
Vielleicht lernen wir alle noch reiten?
Enttäuschungen sind schmerzhaft, bringen aber immer ein Stück der Realität ans Licht. Auf welcher Seite will ich lieber leben? Auf der Seite der Täuschung und der Schmerzfreiheit oder der
Seite der Realität und des Lichtes?
Ungarn
Die Ungarn scheinen ein ruhiges und irgendwie feines Völkchen zu sein: Nirgendwo erlebe ich diese Menschen laut oder aufgeregt; stattdessen begegnet man uns freundlich und mit viel
Aufmerksamkeit.
Ich glaube, die Ungarinnen lieben Blumen.
Ich bin mir fast sicher, die Ungarn lieben Angeln.
Ungarinnen und Ungarn lieben das Baden. Es kann nicht anders sein.
Ich und der Moggel schließen uns allen Liebeleien an!
Auch wenn man zu verstehen gibt, dass man des Ungarischen nicht mächtig ist, hält das die Ungarn nicht davon ab, weiterzusprechen – natürlich auf ungarisch...
Der Verkehr in Budapest ist weder mit dem Auto, noch mit dem Fahrrad angenehm. Nicht mal als Fußgänger empfinde ich das voran kommen dort schön.
Aufgrund der vorherigen Erkenntnis würde ich sagen: Am Besten bleibt man in Budapest in einem der zahlreichen Kaffees und Restaurants sitzen. Die ungarische Küche – egal, ob salzig oder süß –
macht einem dies auch sehr leicht: Sie ist unausgesprochen lecker!
Zum Ausgleich für die fehlenden Parks, hat Budapest interessante Straßenkunst: Man malt sich das Grün – und anderes Schönes – einfach auf die Wände. Auch eine Möglichkeit...
In mancherlei Hinsicht fühle ich mich in Ungarn zurückversetzt in das Deutschland vor 20 Jahren:
Es gibt noch Schilder, auf denen Post und Fax steht.
Und: Es gibt noch ausreichend Mülleimer, Kehrmaschinen, Parks, Spielplätze, Fitnessparcours, Bänke, Toiletten, Bäder und Menschen, die diese öffentlichen Einrichtungen pflegen. Schade, dass
wir da „moderner“ sind... Wann haben wir in Deutschland aufgehört öffentliche Räume zu mögen und warum?