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TEIL I: 1. WOCHE – DEUTSCHLAND: ES GEHT LOS!

06. - 11.06.2021

Es geht los ...

Sonntag, 06.06.2021; 18.36 Uhr: Wir parken mit dem voll beladenen Wohnmobil rückwärts aus der Einfahrt unserer Nachbarin aus und machen uns auf den Weg. Unsere erste Übernachtung wird den Abschiedsbesuch bei Oma Hanne und Opa Hans einläuten. Dort tanken wir noch Wasser, da das bei uns zu Hause mangels ausreichender Länge des Schlauchs nicht möglich ist.

 

Zum Abendessen haben wir Kartoffelsalat bestellt, denn Oma Hannes Kartoffelsalat ist der beste Kartoffelsalat der Welt. Zumindest für die europäischen Länder können wir das nun überprüfen...

 

Es wird ein schöner Abschiedsabend und eine gute erste Nacht auf unserer langen Reise.

 

Ich mag hier nicht melancholisch sein, denn wir hören uns sicher oft und das Internet lässt ja auch Videoanrufe zu. Trotzdem werden uns die beiden sicher fehlen! Glücklich ist, wer solche Eltern hat – ich bin es jedenfalls!

Malte wird nochmal frisiert ...

Am nächsten Morgen geht die Fahrt über Land nach Gundelsheim, denn auch Oma Moni und Opa Josef wollen wir Adieu sagen. Hier werden wir mit Süßigkeiten und Knabbereien versorgt. So zahlreich, dass wir vermutlich erst bei unserer Heimkehr wieder für Nachschub sorgen müssen.

Auch die zwei tragen wir im Herzen und als Favoriten im Handy eingespeichert mit. Und ganz sicher werden sie uns oder wir sie irgendwo besuchen. Jedenfalls ist das der Plan!

Um die Mittagszeit haben wir einen letzten Termin beim Verkäufer von Malte. Besser gesagt, in der zum Laden dazugehörenden Werkstatt. Ein Gurt am Rücksitz ist kaputt, ein Schloss in der Heckgarage gebrochen und die Kurbel für den Fahrradanhänger fehlt. Das alles muss dringend in Ordnung gebracht werden, bevor wir weiterziehen.

 

Pünktlich um 13.00 Uhr sind wir da und werden zum Warten nach draußen geschickt. Auf die Nachfrage, wann diese Kleinigkeiten denn erledigt werden würden, heißt es dann nur: „Wir schließen um 17.00 Uhr. Spätestens dann!“.

 

Die erste Herausforderung ist also mal wieder das Warten. Als hätte ich nicht in den letzten 10 Jahren mehr als genug gewartet. Und gewartet. Und gewartet...

 

Zum Glück steht an der nächsten Ecke ein E-Roller von Lime, der gleich die zweite Herausforderung darstellt: App downloaden, anmelden, starten und den Weg in die Stadt finden.

 

Zum Glück hat Sabine Zeit und auch etwas zu Essen für uns. Denn tatsächlich erhalten wir die reparierte Malte erst um 16.55 Uhr zurück. Nein, hierfür gibt es keinen Link; nicht für diesen Service...

 

Ich bin frustriert. Wenn das so weitergeht mit dem Reisen, dann kehre ich am besten gleich um. Es sollte doch anders werden, als im normalen Leben!

Schnell machen wir uns auf zu einem mir persönlich noch unbekannten Bekannten, der mir allein durch einen Online-Chat ans Herz gewachsen ist. Wir dürfen mit ihm und seiner Familie Abendessen und fallen dann müde in den Alkoven, der für die nächsten Monate unser gemeinsames Bett beherbergt.

Einen „Camino“ gibt es überall ...

Unser zweiter Reisetag bringt uns nach Hannover. Dort besuchen wir Rebekka, die wir auf unserem Pilgerweg von Porto nach Santiago de Compostella im Frühjahr 2019 kennengelernt haben.

Obwohl der Kontakt in der Zwischenzeit nur sehr sporadisch war, können wir gleich dort anknüpfen, wo wir damals aufgehört haben. Solche Menschen liebe ich!

 

Wie schade, dass wir nur kurz Zeit haben, da wir doch noch weiter möchten zu Ireen, der Freundin meines Bruders, nach Drestedt.

 

Gegen 22.00 Uhr haben wir unser erstes großes Ziel auf dem Weg nach Schweden erreicht: Ireen, Ella, Emma und Eleni. 2 Nächte und fast 2 Tage dürfen wir das tolle Haus mit dem wirklich einzigartigen Garten genießen. Leider bleibt es uns vergönnt die Rehe im Garten zu sehen.

Als erstes Highlight für mich verbuche ich aber, dass ich jeden Tag mit Dehnübungen beginne. Eines meiner Ziele ist es, in dem vor mir liegenden Jahr meine Rückenschmerzen aus dem letzten Jahr zu verringern oder wieder ganz abzulegen und dafür möchte ich mich eigentlich jeden Tag ausreichend mobilisieren.

Die letzte Nacht auf deutschem Boden ...

Am Donnerstag verlassen wir die angeliebte Familie und fahren nach Hamburg. Abgesehen davon, dass Hamburg meine Lieblingsstadt in Deutschland ist, und ich eigentlich am liebsten vor der Abreise nach Schweden mindestens eine ganze Woche an diesem Herzensort verbringen würde, habe ich dort einen Neoprenanzug für mich umzutauschen. Eine Rücksendung hätte leider zeitlich nicht mehr gereicht und für die ganzen kühlen Länder wollte ich doch auf Nummer sicher gehen. Außerdem benötige ich noch einen Corona-Test, um nach Schweden einreisen zu können. Beides – Umtausch und Test – dauern weit länger als veranschlagt und mit einem dazwischen geschobenen Einkauf kommen wir am Abend nach einem gefühlten Komplettstau durch Hamburg eine ganze Stunde später als geplant in Rostock an, wo wir auf Tassilo mit seinen Kindern treffen.

 

Der erste Weg geht mit den Kindern an den Strand, den wir erst bei Anbruch der Dunkelheit wieder verlassen. Ich bin erleichtert, dass wir angekommen sind und nun das große Abenteuer beginnt.

Ich schlafe unheimlich schlecht in dieser Nacht. Hoffentlich klappt alles mit der Überfahrt, mit dem Wohnmobil, mit der Gemeinschaft in den ersten Wochen, mit dem Leben zu zweit auf so engem Raum... Ich wälze meine Bedenken von einer Seite des Bettes auf die andere. Und mich gleich mit. Habe ich überhaupt ein Auge zu getan? Um etwa 3 Uhr höre ich, dass Marco und Nadze mit den Kindern ankommen, so dass wir am Morgen dann alle gemeinsam mit den drei Wohnmobilen zum Fährhafen fahren.

Jetzt ist es also soweit: Malte, Moggel, Doktor Blutrich und ich reisen durch Europa!

Wir sind die letzten, die auf die Fähre fahren und schon kurz darauf wird abgelegt. Alles läuft wie geschmiert und ich mache einen großen Freudensprung, als nicht einmal das Testergebnis kontrolliert wird. Freiheit – ich komme!

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